Donnerstag, 10. November 2016

Möge die Macht mit dir sein oder welche Superkraft hättest du gerne?

Wenn du dir eine Superkraft aussuchen könntest, was wäre das dann und warum? Diese Frage kam heute auf der Arbeit auf und mein 1. Gedanke ist beim näheres Betrachten eigentlich ein Witz.

Ich wollte nämlich gern Gedanken lesen können mit An- und Ausknipser. Und das nur aus dem Grund, damit ich weiß, was andere denken. Einfach wieder das leidliche Thema: Eigen- und Fremdbild. Warum ist es mir nicht egal, was andere von mir denken? Warum ist es nicht viel wichtiger oder eigentlich als einzigstes wichtig, was ich von mir denke?

Denn einen wirklichen Vorteil aus dem Gedankenlesen hätte ich nicht. Ich könnte damit nicht unbedingt mehr Geld verdienen. Ich könnte kein Lotto spielen oder an der Börse spekulieren. Ich könnte damit nicht den Weltfrieden herbeiführen oder eine Rakete zur Venus schicken oder fremde Galaxien erforschen. Ich könnte noch nicht mal einen Mord verhindern und die Welt zu einem besseren Ort machen. Wozu also das ganze?

Sinnvoller ist da vielleicht schon die Superkraft in die Zukunft schauen zu können. Man denke da nur an die Filmklassiker "Zurück in die Zukunft I-III". Man könnte damit echt die Welt verändern, vor allem in monetärer Hinsicht. Aber irgendwie ist es auch gruselig, es gibt dazu ja einige Serien, z.B. "Allein gegen die Zukunft", wo jemand immer die Zeitung von morgen bekommt und dann versucht die bösen Schlagzeilen zu verändern. Er hetzt also den ganzen Tag durch die Gegend um irgendetwas abzuändern oder zu verhindern. Stressig und echt gruselig. Und wenn man da weiterdenkt, man fuscht damit ja eigentlich Murphy ins Schicksal, man beachte da "Final Destination Teil 1-5 (Teil 6 wird gerade produziert)". Das ist mir dann zu heikel.

Wenn man meinen 4jährigen Sohn hingegen fragt, welche Superkraft er gerne hätte, sagt der sofort, dass er gern fliegen können würde. Überaus praktisch, wenn man schnell irgendwo hin will. Besonders jeden morgen wenn ich im Stau stehe, wäre das durchaus sinnvoll. Aber sonst? Muss ich dazu ein Cape anziehen ala Superman oder brauche ich einen Besen wie Harry Potter?

Apropos Harry Potter, wie wäre es denn mit einem Unsichtbarkeitsumhang wie in Teil 1, bei "Der Stein der Weisen"? Da könnte man mal Mäuschen spielen und in Meetings mitlauschen oder auch Aktientipps und ähnliches aufschnappen. Für den Anfang vielleicht ganz witzig, aber sonst?

Witzig wäre es natürlich auch durch die Wände (oder für Erwachsene durch die Kleidung) schauen zu können. Aber ganz ehrlich, wollen wir das wirklich? Was bringt uns das? Man könnte wahrscheinlich buchstäblich hinter die Fassade des Nachbarn schauen, der immer einen auf heile Welt spielt. Aber macht uns das zufriedener?

Letztlich ist es ja das, was zählt im Leben. Zufrieden sein. Und was hat man davon, wenn man sich ewiges Leben wünscht? Das sieht man ja an den ganzen Vampirserien (angefangen mit "Interview mit einem Vampir" über "Biss zum Morgengrauen usw.") Dass das auf Dauer nicht wirklich witzig ist, wenn man immer wieder seine Lieben kommen und gehen sieht und immer und immer wieder muss man sich an neue Sachen gewöhnen, die aber auch nicht von Dauer sind. Denn alles ist vergänglich außer man selbst.

Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre es, dass ich weniger wiege, mehr Geld verdiene, aber weniger arbeiten muss, mehr Zeit für meine Kinder habe und insgesamt zufriedener wäre. Nicht dauernd im Stress und von einer Sache zur nächsten hetzen. Aber welche Superkraft würde mir dabei helfen?

Wahrscheinlich keine, ich glaube ja, dass allein in mir die Kraft ruht, mein Leben zu ändern. Dafür benötige ich keine Superkraft. Ich muss nicht superstark sein, oder Elasticgirl oder zaubern können. Es würde mich nicht wirklich zufriedener machen. Es würde Abwechslung in mein Leben bringen, aber ich würde die Welt nicht ändern können.

Ich kann nur meine kleine Welt jeden Tag aufs neue ein klein bisschen besser machen. Und darauf hoffen, dass vielleicht nicht aus jedem aber aus einigen kleinen Samenkörnern der Veränderungen, große Bäume werden, die mir Halt geben können. Denn Bäume sind superstark, leben eine kleine Ewigkeit, ihre Blätter können fliegen und sie werden auch so manchen Gedanken erhaschen können.

Zwar heißt es "Ein einzelner Baum ergibt noch keinen Wald" (aus China) aber auch

"Der Baum selbst gibt zur Axt den Stiel, die seinem Leben setzt ein Ziel." (Jüdisches Sprichwort)

Und das lässt mich dann doch schmunzeln und bringt meinen Tag heute zu einem guten Abschluss.


Donnerstag, 3. November 2016

Aus der Sicht des anderen oder der Spiegel


Dass das, was man an einem anderen Menschen am meisten nicht mag, bzw. Was einem am meisten stört, genau das ist, was einem an einem selber am meisten stört, das wusste ich schon.

Es war ein langer Prozess und auch ziemlich hartnäckig und anstrengend. Denn wenn man über seine Kollegin schimpft oder auch über seinen Mann. Und sich dann mal überlegt, was man denen immer so insgeheim vorwürft, da wird einem schon klar, wenn mal ganz ehrlich zu sich selber ist, dass es genau das ist, was einem an einem selber stört. Es ist so, als würde man sich immer selber einen Spiegel vorhalten.

Viele meiner jetzigen Freundinnen konnte ich am Anfang nicht leiden. Aber letztlich waren wir uns immer ähnlicher als ich befürchtet habe. Und letztlich war genau, das, was ich ihnen immer vorgeworfen habe, genau das, was uns letztendlich zusammengebracht hat. Zu einer Freundin sagte ich mal: "ich bin lieber mit dir befreundet, als mit dir zusammenzuarbeiten." Und da ist was wahres dran. Wir sind uns vom Arbeitsstil zu ähnlich und würden uns somit immer wieder in die Quere kommen. Ich warf ihr am Anfang Dominanz und Besserwisserei (ja, auch Klugscheißerei vor) und natürlich Kontrollwahn und dass man alles und jedes kommentieren muss. Aber letztlich sind das genau meine Eigenschaften, die mich ausmachen.

Wenn ihr euch also das nächste Mal über jemanden aufregt, bedenkt vielleicht dabei, dass ihr euch eigentlich über euch selber aufregt *grins*

Ich sehe das immer sehr schön an meinen Kindern. Der Große "erzieht" jetzt mit seinen 4,5 Jahren unseren Kleinen mit 2 Jahren. Die ganzen Erziehungssprüche hat er natürlich von uns. Und wenn er also mit dem Kleinen spricht, erkennen wir unsere Erziehungsmethoden und hören Sätze wie "aber das darfst du nicht.", "man muss aber Hände waschen." Und "hauen tut man nicht" und "tun tut man auch nicht". Das ist manchmal echt gruselig und hält einem echt einen Spiegel vor. "Das musst du jetzt so und so tun. Verstanden?!"

Äh, okay, wir werden demnächst unsere Erziehungsmethoden also überdenken.

"Unsere Fehler stören uns am meisten, wenn wir sie an anderen bemerken."

Und Achtung, jetzt kommt ein neuer Aspekt hinzu. Denn neulich las ich, dass auch das was man an anderen am meisten bewundert oder toll findet, eigentlich auch genau eine Eigenschaft ist, die man selbst besitzt. Also quasi auch ein Spiegel nur im positiven Sinne.

Diesen Aspekt fand ich im ersten Schritt sehr suspekt. Ich finde z.B. An meinem Mann toll, dass er immer so gelassen ist und mit dem zufrieden ist, was er hat. Und ich soll jetzt auch gelassen sein oder gar zufrieden? Oder ich finde an meiner Kollegin toll, dass sie immer so eine gute Laune verbreitet. Oder an meiner einen Freundin, dass sie alleinerziehende tolle Mama von 3 Kindern ist und trotzdem Vollzeit arbeitet.

Aber je länger ich darüber nachdenke, was ich an anderen so toll finde, umso mehr Sachen oder Dinge fallen mir ein, die wirklich auf mich zu treffen. Nicht weil ich es so denke, nein, soweit bin ich noch nicht, aber weil es mir andere Leute schon mal so gesagt haben.

Genau dass ich eben immer gelassen "erscheine" (und ich glaube, darauf kommt es auch an, nicht wie es in mir drinnen aussieht, sondern wie es nach außen wirkt) und wohl auch eine positive Ausstrahlung habe. Wäre ich nie im Leben allein darauf gekommen. Und letztens sagte eine Bekannte zu mir, als ich sagte dass es der alleinerziehenden Vollzeitmami gut ginge, da sie ja eine echte Powerfrau wäre, antwortete die Bekannte: "ja, du weißt ja selbst wie das ist, du bist ja auch eine." Ich wusste wirklich nicht, was sie meinte und es ratterte nur langsam in meinem Kopf, denn ich würde mich nie selbst als Powerfrau sehen.

Selbstbild und Fremdbild gehen hier also weit auseinander. Immer noch. Aber ich arbeite dran und möchte mit den Worten von Virginia Satir schließen:

"Ich bin es mir wert, genauso wie ich bin, angenommen und geliebt zu werden, hier und jetzt. Ich bringe mir Liebe entgegen und nehme mich an, ich beschließe, von heute an ganz zu leben."

Und das ehrlich mir selbst gegenüber und meinen Gedanken. Und immer mit der Überlegung im Kopf, wenn ich mich über andere aufrege, dann rege ich mich eigentlich über mich auf und das was ich an anderen toll finde, ist ein Teil von mir.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Nach- und Querdenken!



Donnerstag, 13. Oktober 2016

Freundschaften, Bahnhöfe und Endstationen



Auf Wunsch einer treuen Leserin geht es heute um Freundschaften. Und darum, warum Freundschaften und das Leben so ähnlich sind wie Zugfahren.

Ich bin ein Zug, mein Leben ist ein Zug. Mal ist es eine Regionalbahn, mal ein ICE, mal so ein superschneller Magnetschwebeexpresszug und mal ist es eine Bimmelbahn. Manchmal bin ich der Lokführer, mal der Schaffner, der die Fahrgäste kontrolliert ob sie überhaupt Fahrkarten haben und an meinem Leben teilhaben dürfen. Mal bin ich nur Fahrgast in meinem Zug des Lebens, manchmal auch nur blinder Passagier.

Mal fährt der Zug schnell, mal langsam, mal gar nicht. Manchmal ist er nämlich aus Versehen auf ein Abstellgleis gefahren und muss erst wieder rückwärts fahren, um in die richtige Richtung fahren zu können. Und da muss man warten und sich in Geduld üben.

Manchmal habe ich das Gefühl der Zug des Lebens fährt immer nur im Kreis, so dass ich die ganze Landschaft schon kenne. Ich meine dann jeden Baum, jeden Grashalm schon beim Schatten zu erkennen.

Manchmal ist es draußen arg neblig, so dass ich gar nichts sehen kann. Dann wiederum prasseln die Regentropfen ans Fenster. Manchmal blendet auch die Sonne und es ist auch total stickig im Zug, so dass man meint keine Luft mehr zu bekommen, da die Klimaanlagen mal wieder ausgefallen sind.

Manchmal sind mir die Abteile zu voll und ich möchte am Liebsten aussteigen, doch das geht nicht, denn es ist verboten. Man kann nicht einfach die Notbremse ziehen, das steht unter Strafe. Denn einen fahrenden Lebenszug kann man nicht einfach so anhalten. Und manchmal ist mir der Zug auch einfach zu leer.

Und manchmal kommt dann auch ein Bahnhof, ein neuer Lebensabschnitt. Der Zug hält an und neue Leute steigen ein, manchmal müssen auch Leute aussteigen. Meist ist das dann ein Abschied für immer, denn noch mal genau den gleichen Bahnhof gibt es nicht. Der Zug des Lebens hat keinen Fahrplan. Da kann man noch so schön planen, man weiß nie, wie das Wetter wird und ob nicht ein Baum aufs Gleis gestürzt ist. Oder ob es Personen auf den Gleisen gibt oder einen Oberleitungsschaden. Oder irgendeine andere Verkettung unglücklicher Umstände.

Und ich wiederum glaube, dass diese Leute, diese Menschen, die eine Weile in deinem Zug mitfahren dürfen, jeder eine bestimmte Aufgabe hat. Der Zug besteht aus Waggons und Abteilen, es gibt z.B. ein Familienabteil, ein Abteil für Arbeitskollegen, ein Abteil für Freunde usw. Und jeder Mensch begleitet dich so lange wie du es brauchst.

Das klingt etwas egoistisch, ist aber so. Und als ich endlich angefangen habe, zu akzeptieren, dass diese Menschen gehen müssen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben, geht es mir besser. Diese Menschen werden halt irgendwo anders jetzt mehr gebraucht als in meinem Leben. Es gibt kaum Menschen, die ein Leben lang bleiben. Sie bleiben immer nur genauso lang wie sie müssen. 

Ich habe es früher immer furchtbar schade gefunden, wenn ich es nicht geschafft habe, einen Kontakt aufrecht zu erhalten. Da war man monatelang, fast täglich zusammen, und dann ändert sich plötzlich dein Umfeld, die Aufgabe für diese Person ist gelöst und sie muss gehen. Man will den Kontakt halten, aber man schafft es nicht. Es wird nie wieder so intensiv sein wie früher, man kann gemeinsam in Erinnerungen schwelgen, aber es wird nie wieder genau so sein. Man kann zwar Kontakt halten über Telefon und Briefe und neumodische Techniken, aber dieser Mensch sitzt halt nicht mehr im Zug neben dir, er musste aussteigen und ist jetzt etwas weiter weg und nicht mehr ganz so nah.

Seitdem ich akzeptiert habe, dass dies aber nicht schlimm ist, ist es viel einfacher geworden. Es ist doch ein tröstlicher Gedanke zu wissen, dass neue Leute kommen werden. Es werden neue Leute im nächsten Bahnhof zu steigen, diese werden mir bei meiner neuen Aufgabe helfen. Es werden genau immer die Leute kommen, die ich brauche.

Ja, auch wenn ich am Anfang die Menschen vielleicht nicht mag, die da in meinen Zug steigen, so werden sie mir helfen. Und wenn sie mir nicht im eigentlichen Sinne helfen und sie im nächsten Bahnhof schon wieder aussteigen, helfen sie mir immerhin meine Geduld zu stärken. Und sie helfen mir zu erkennen, dass ich vielleicht alleine viel stärker bin und alleine etwas schaffe, was ich mir nie zugetraut hätte. Denn man bekommt nur die Aufgaben im Leben, die man auch erfüllen kann.

Fazit: auf der einen Seite sollte man jeden Moment genießen, denn der Zug des Lebens ist immer in Bewegung (auch Stillstand ist eine Form der Bewegung) und es wird nie genau der gleiche Moment genauso wieder kommen. Und auf der anderen Seite sollte man einfach Vertrauen darin haben, dass man genau die richtigen Leute zur Seite gestellt bekommt. Alles im Leben geschieht aus einem bestimmten Grund, auch wenn sich der Sinn erst viel später erschliesst.

Denn alles was mich nicht umbringt, macht mich stärker.

PS: So ihr Lieben, habt ihr auch einen Themenwunsch über den ich schreiben soll? Oder nennt mir 10 Wörter, ich bastele um diese Wörter meinen nächsten Beitrag für euch. Ich freue mich darauf. Bis dahin: Carpe diem!



Freitag, 7. Oktober 2016

Murphy in der Warteschleife oder Schicksal wo bist du?

Achtung, das wird wieder ein konfuser Artikel, dies sei nur kurz erwähnt, damit ihr hinter nicht sagen könnt, ich hätte euch nicht gewarnt.

Ich lebe getreu dem Motto: "Ett kütt wie et kütt." Oder es wird schon alles irgendwie einen Sinn haben, vielleicht nicht gleich, aber im Großen und Ganzem wird es einen Sinn ergeben. So hoffe ich es jedenfalls.

Ich glaube auch, dass es im Universum nur eine begrenzte Anzahl an bestimmten Sachen gibt und das diese Sachen von Familie zu Familie oder auch innerhalb von Freundschaften weitervererbt werden können. Es bleibt sozusagen in der Familie. Oder es ist in der Schwebe, halt im Universum und wartet auf seinen "Einsatz". Dieser Abrufbereich liegt irgendwo zwischen den Wolken und den Sternen, dort ist auch das ganze Wissen unserer Urväter gespeichert.

Beispiel gefällig? Wenn mein Mann 5 Kilo abnimmt, dann habe entweder ich die früher oder später wieder drauf oder auch er wieder. Aber der "Speck" bleibt, er wird innerhalb der Familie weitergegeben. Er geht nicht einfach weg, denn der "Speck" geht in die Warteschleife und schleicht sich langsam klamm und heimlich wieder an seinen angestammten Platz. Mal ist er bei mir geparkt, mal bei meinen Mann, mal bei meiner Mutter. Aber im Großen und Ganzem bleibt der Speckpegel einer Sippschaft gleich.

Andere Sachen sind der "Humorpegel", die Intelligenz, der Glücks- oder auch Pechpegel oder halt auch das Urwissen. Es hat wahrscheinlich auch viel mit Vererbung zu tun und Gene oder Instinkt, aber da kenne ich mich nicht so sehr aus.

Aber es kennt wohl jeder, dieses Gefühl einer Pechsträhne, vom Unglück regelrecht verfolgt zu sein. Und laut "Murphys Gesetz" geht dann sowieso alles schief, was nur schief gehen kann. Man denkt dann: "es kommt aber auch wirklich alles auf einmal."

(Achtung auch hier die Frage: ist das alles nur Einstellungssache, wenn ich nur fest genug an etwas glaube, dann geht das auch?! Oder liegt es nur daran, dass ich glaube Unglück zu haben)

Oder halt auch die Glückssträhne, diese Endorphine, die besagen, dass erfolgreiche Fußballer auch immer wieder gewinnen. (Einfach weil sie an sich glauben?)

Definition Endorphine:

"Unter Endorphinen verstehen wir vom Körper selbst hergestellte Morphine, die schmerzlindernd wirken. In der Umgangssprache sprechen wir auch von Glückshormonen. Neben der Schmerzempfindung beeinflussen die Endorphine unseren Hunger, die Produktion von Sexualhormonen und unsere Stimmung."(Lebenshilfe-abc)

Ich glaube ja, dass es nur ein bestimmtes Kontingent an Glück und Unglück auf der Welt gibt. Ob nun Gott oder das Schicksal oder auch Murphy dort oben in der Wartehalle sitzen und entscheiden, dass Familie A, nun aber genug Glück gehabt hat und nun mal Familie B dran ist, keine Ahnung, wahrscheinlich ist heutzutage eh alles computerprogrammiert und läuft voll automatisch ab.

Was bringt mich zu dieser Auffassung? Eltern kleiner Kinder werden es kennen. Da gönnt man sich mal einen Abend Spaß und feiert mit Freunden und bleibt auch mal länger wach als üblich. Am nächsten Tag ist garantiert ein Kind entweder noch zeitiger wach als sonst oder erwacht mit Magen-Darm. Man wird dafür bestraft, dass man mal aus seiner Elternrolle gefallen ist. Die ausgleichende Gerechtigkeit. (Habe ich diese Woche schon erlebt)

Oder man ist supergut drauf, weil ein Termin toll gelaufen ist, aber die beste Freundin hat einen Durchhänger, man will sie aufmuntern und gibt damit Anteile seiner Endorphine frei. Die Endorphine werden dann innerhalb der Gemeinschaft weitergegeben. Das Kontingent innerhalb einer Gemeinschaft bleibt gleich. (Diese Woche auch schon erlebt)

Für mich ist es also einerseits total tröstlich, dieses Gefühl, dass immer alles und alle da sind. Sie warten halt nur auf mich. Wenn ich mal Pech habe, dann weiß ich, dass ich auch bald wieder mit Glück dran bin. Und ich weiß auch, dass alle meine Lieben auf mich aufpassen, wo auch immer sie sein mögen. Denn die Liebe innerhalb einer Familie bleibt ja gleich, auch wenn sie vielleicht grad nicht zum Einsatz kommt, weiß ich, dass sie da ist.

Und mein Fazit heute: "Ett kütt wie et kütt", man muss nur manchmal etwas Geduld haben, denn "Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann ist glücklich."


Freitag, 30. September 2016

Schwarz oder weiß? Ganz oder gar nicht?



"Ist das wirklich deine Sichtweise, was du da jede Woche schreibst?" frug mich eine Leserin. Ich: "Ja, das tue ich." Sie: "Das ist aber sehr einseitig."

Ich habe drüber nachgedacht und ja, es ist so, ich bin einseitig, nicht facettenreich, sondern ich denke in Schubladen, in Kategorien, für mich gibt es nur schwarz oder weiß. Ganz oder gar nicht. Für mich ist das Glas immer halb leer oder halb voll. Aber es gibt nie was dazwischen. Keine Grautöne.

Wenn ich krank bin, bin ich krank und zwar so richtig. (Siehe auch mein Beitrag zur meiner einer Männergrippe) Wenn ich aufstehe, bin ich entweder gut gelaunt oder schlecht gelaunt und das wird sich auch im Laufe des Tages nicht ändern.

Ich behalte mir vor, erst mal alles Neue doof zu finden und neue Menschen auch erst mal nicht zu mögen. Das Mögen und damit mein Vertrauen müssen sie sich erst mal verdienen.

Bis jetzt bin ich damit ganz gut gefahren, obwohl ich wahrscheinlich einiges auch dadurch verpasse. Was? Zum Beispiel Grenzerfahrungen, neue Begegnungen oder Eindrücke. Ich bin jemand, der fährt gerne immer zum selben Urlaubsort, ich mag ja nichts Neues, und beim altbekannten Urlaubsort, da weiß ich was auf mich zu kommt, da kann ich planen.

Denn wenn ich in Schubladen denke, kann ich planen, dann ist mein Leben messbar und planbar und halt auch kontrollierbar.

„Wer eine Sache am besten kann, sollte das eine tun, was er kann.“ sagte Henry Ford

Und das sehe ich auch so und ich kann halt gut schwarz-weiß-malen. Ja, ich kann auch bunt, aber dann ganz bunt.

Ich hasse Spontanität, denn "auch Spontanität muss sorgfältig geplant werden." Am liebsten mit etwas Vorlaufzeit. Ich mag keinen unangemeldeten Besuch, ich hasse es wenn der Kindergarten anruft, "dass Kind 1 in die Legokiste gefallen ist. Das Kind kann abgeholt werden, aber ich muss nicht, das darf ganz allein ich entscheiden." Ja klar, melden macht frei und ich darf überlegen ob ich mein krankes Kind trösten möchte oder lieber arbeite.

Als ob es da ein oder gibt. Ich glaube nicht, dass man ein erfülltes Berufsleben und Kinder wirklich unter einen Hut bringen kann. Es gibt so viele Teilzeitmuttis, die aber auch nicht wirklich glücklich sind. Die einen müssen arbeiten, wegen des Geldes, die anderen wollen arbeiten, aber in Wirklichkeit reißen sie sich zwischen Kinder, Beruf und Haushalt auf und können in keinen dieser Bereiche wirklich zufrieden bringende "Leistungen" erbringen.

"Leben ist das, was passiert während du dabei bist andere Pläne zu machen."

Würde ich komplett aufhören zu arbeiten, wenn ich genug Geld hätte? Würde ich mich rundherum nur um meine Kinder kümmern und wären die dann glücklich? Wäre ich dann glücklich? Was prägt uns? Für mich als DDR-Kind ist es normal, dass Kinder mit 1 Jahr in die Kinderkrippe gehen. Hier im Westen gibt es Mütter und Eltern die jedes Mal doof gucken, wenn dein Kind bevor es 3 Jahre alt ist in die Kita geht. Aber auch nur weil sie so erzogen wurden.

Ich finde es wichtig, dass meine Kinder auch eine arbeitende Mama kennen, dass sie emanzipiert aufwachsen. Und dann können sie später selber entscheiden ob ihre Frauen später arbeiten gehen dürfen oder hinter den Herd gehören.

Warum bin ich wie ich bin? Kann ich nicht kochen, weil meine Mutter es nicht mochte und mir auch somit nie wirklich beigebracht hat? Sind wir deshalb ein bügelferner Haushalt, weil ich es nicht vorgelebt bekommen habe?

Ist das so einfach? Bin ich deswegen immer nur schwarz oder weiß, weil es als Kind für mich wichtig war? Man sieht mir meine Laune oder wenn mich etwas bedrückt immer an. Schon früher wusste der ganze Schulbus nach 6 km, dass ich eine 3 in Mathe hatte. Und das obwohl ich nicht wirklich mitteilsam bin. Man sieht mir einfach an, wenn ich glücklich oder unglücklich.

Ich kann nur schwarz oder weiß, ganz oder gar nicht.

Ich mag keine halben Sachen, deshalb war dieser Artikel auch noch nicht Donnerstag fertig, sondern erst Freitag. Ganz oder gar nicht. Und deshalb habe ich auch so viele Termine und bin immer wieder am Planen und Kontrollieren, denn mir graut es vor dem „gar nicht.“ Was passiert, wenn ich mal nichts zu tun habe. Bin ich dann nicht mehr wichtig? Werde ich dann nicht mehr gebraucht? Und deswegen werde ich mich jetzt wieder meinen To-Do-Listen zu wenden um zu schauen, was ich als Vollzeitmama, Vollzeitarbeitnehmerin und Vollzeitehefrau so als nächstes noch tun MUSS.

Wo das Müssen beginnt, hört das Fürchten auf.“ (Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck)


Mittwoch, 21. September 2016

Einen Tag tauschen oder mal Mann sein


Ich möchte gern mal einen Tag mit jemanden tauschen. Mit wem? Eigentlich egal. Heute geht es mir mal nicht darum, dass ich nicht ich sein möchte. Sondern ich möchte deswegen tauschen, um mehr über andere und deren Sichtweisen zu lernen. Um deren Welt ein bisschen besser zu verstehen. Das würde doch manchmal schon etwas helfen, sich in andere hineinzuversetzen, deren Gedanken nachvollziehen können.

Ich wäre z.B. Gern mal ein Mann. Wie fühlt es sich an, wenn man testosterongesteuert ist? Wenn man jeder Frau hinterhergucken "muss", wenn man den ganzen Tag nur an Sex oder Nichtsex denken kann. Gut, vielleicht bin ich jetzt ein bisschen primitiv, aber ich stelle mir schon vor, dass die Gedanken eines Mannes einfach und primitiv sind. Aber dafür können sie ja auch nichts. Das ist hormonbedingt und war zum Überleben in der Steinzeit wichtig.

Da gab es nur Jagd und Fortpflanzung UND wo kann ich besser jagen, damit ich die Fortpflanzung sicherstellen kann. Die Frauen dagegen mussten sich um die Kinder kümmern und sich überlegen wie sie die Kinder ernähren können. Es mussten Notfallpläne gemacht werden. Der Clan musste zusammen gehalten werden, Intrigen vermieden und das Miteinander gewährleistet werden. Da ging es um Gefühle. Um Gedankenketten und Zusammenhänge, um wenn dieses passiert dann muss jenes oder halt das andere gemacht werden. Um das Wohlergehen einer komplexen Gemeinschaft.

Meine Vorstellung vom Mannsein ist, dass da kein Platz für Gefühle ist. Da wird morgens nicht stundenlang überlegt, was ziehe ich an, sondern das, was sauber oder gerade gebügelt (von der Frau?, der Reinigung?) ist. Da wird nicht überlegt, was esse ich. Sondern ich esse etwas, wenn was da ist (Single-Mann) oder ich esse etwas, was Frau vorbereitet oder eingekauft hat (verheiratet). Da brauche ich nicht lange im Bad. Zähneputzen, duschen, Toilette, fertig. Da wird sich nicht geschminkt und herausgeputzt. Im besten Fall, wird sich noch zugelächelt und gesagt: "Guten Morgen Sunnyboy! Du wirst auch jeden Tag schöner! Du wirst jetzt einen supergeilen Tag haben. Platz da, jetzt komme ich." Frau guckt in den Spiegel und zweifelt an sich: "oh Gott, war die Falte gestern auch schon da und ist das dort etwa ein Pickel, oh Gott, ich mache mich lieber ans Werk".... Und fängt an zu basteln, um sich schöner zu machen, um sich schöner zu fühlen. Selten ist sie dann zufrieden oder gibt sich mehr als ein "okay".

Ich stelle mir vor, dass Männer zufriedener sind, nicht weil sie nicht anspruchsvoll sind oder leichter zufrieden zu stellen, sondern einfach weil sie nicht soviel denken. Sie sind praktisch veranlagt. Eine Frau macht sich über alles und jedes Gedanken, von "was ziehe ich heute an" bis "welcher Duft passt zu meinen heutigen Tag" über "Schmuck, Handtasche, Jacke und nicht zu vergessen die Schuhe."

Wenn ich Mann wäre, würde ich jeden Tag Hemden tragen (aus der Reinigung), ich würde mich jeden Tag rasieren, außer mir würde ein Dreitagebart stehen, das habe ich mir natürlich nicht selber überlegt, sondern mehrere Frauen haben mir das gesagt.

Wenn ich ein Mann wäre, könnte ich rückwärts einparken, ich wäre groß und kräftig und überaus charmant und höflich. Ich würde die Schwachen beschützen und der Retter der Welt, ach ne ich drifte ab....

Denn wenn ich schon mal Mann bin, dann könnte ich doch auch mal so ein richtiges Macho-Arschloch sein. Einen denen die Frauen zu Füßen liegen, denn ich kann ja jede haben. Ich nehme keine Rücksicht auf niemanden und bin trotzdem der Held der Nation. Denn ich fühle mich rundum wohl mit mir und mache den ganzen Tag nur was mir allein gefällt.

Okay, wenn ich ein Mann wäre, müsste ich aber auch Fußball gucken (und es lieben). Mhmmm und andere Sportsachen und Actionfilme, ich müsste den Müll rausbringen und für alles und jedes Lösungen finden. Denn als Mann verstehe ich von den 1000 Sachen, die mein frauliches Gegenüber mir sagt, immer nur "blablablablbalbalbblalbaPROBLEMbalbalbblalbalbalbalbla." Und ich finde die Butter im Kühlschrank nicht... Ich müsste im Stehen pinkeln, denn soooo emanzipiert bin ich dann doch nicht. Ich müsste die Spinnen selber töten (äh die Kindervariante: fangen und freilassen) Ach ja und Kinder, ich müsste damit fertig werden, dass meine Kinder, wenn sie krank sind, immer zur Mama wollen und wenn sie wieder einen Entwicklungsschub machen immer mit "Mama-alleine" sein wollen. Ich hätte sie auch nicht auf die Welt bringen dürfen, oder schwanger sein oder stillen und ich könnte mir nie 1000%ig sicher sein, dass die Kinder auch von mir sind.

Vielleicht bin ich doch lieber Frau und ich, auch wenn ich mir dann wieder überlegen muss: "was ziehe ich morgen an? Und ist das überhaupt schon gewaschen und gebügelt?!"



Donnerstag, 15. September 2016

Vom Männerschnupfen oder wenn es drauf ankommt


Wenn ich krank bin, bin ich krank. Und zwar so richtig. Ich kann dann mit jeder Männergrippe mithalten.

Ich bin wehleidig, zutiefst deprimiert und der felsenfesten Überzeugung nie den nächsten Tag zu erleben oder gar gesund zu werden. Ich bin dann gefangen in meiner Vakuumblase, gefangen in meinem Schmerz und meinen Mantra: "das wird nie wieder gut, das kann nie wieder gut werden."

Auf die Frage "wie geht es dir?" Werde ich im Krankheitsfall immer antworten: "ich glaube, ich muss sterben..." Das natürlich im flüsternden Ton mit kaum zu hörender ersterbender Stimme....

Ich bin dann natürlich nicht mehr in der Lage mein Leben eigenständig zu meistern, zu arbeiten oder gar den Haushalt zu schmeißen. Na gut, wenn es sein muss, schleppe ich mich natürlich zum Arzt, bringe die Kinder zur Kita, gehe einkaufen oder auch arbeiten, wenn Not am Mann ist. Aber nur wenn es sein muss, denn dann kann ich auch, wenn es drauf ankommt. Aber am liebsten gehöre ich ins Bett oder auf die Couch, abgeschirmt von der Welt.

Mein Mann sagt wahlweise: "aber dafür kann ich doch nichts." Oder auch "du hast auch immer wieder was anderes." Wenn er mich mal fragt, wie es mir dann geht.

Und das stimmt, irgendetwas tut mir immer weh. Aber ich bin jetzt nicht offensiv am Jammern, glaube ich. Ich habe halt das Übliche, da Kopfschmerzen, da Husten und Schnupfen, gern auch mal eine Mittelohrentzündung oder eine Mandelentzündung. Also nie etwas wirklich Ernstes und ich glaube, ich wäre auch eine echt schlechte Krebspatientin. Denn da braucht man ja Mut und Überlebenswillen, da kommt es auf die Einstellung an, die Krankheit besiegen zu können. Gut, wer weiß, vielleicht könnte ich das dann ja auch, wenn es drauf ankommt.

Bei den Geburten meiner Kinder war ich jedenfalls laut Aussage des 1. Arztes, "sehr souverän", sowas hätte er selten erlebt. Und beim 2. Kind war ich nur 15 Minuten im Kreissaal, weil ich viel zu spät die Hebamme angerufen hatte.

Warum? Zum Einen hatte ich die Vorstellung, das ist normal, da musst du jetzt durch, andere haben es auch überlebt und du schaffst das schon irgendwie. Und zum Anderen ist meine Vorstellung die Hebamme könnte sagen: "warum rufst du denn an, du hast doch gar nichts!" Ein Graus für mich. Ich gehe auch nur selten zum Arzt, nur wenn es wirklich sein muss, weil ich immer die Befürchtung habe, mein Arzt würde mir sagen, ich würde nur simulieren, ich hätte ja gar nichts und würde nur seine kostbare Zeit in Anspruch nehmen. Woher diese Angst, keine Ahnung, ich könnte nie einfach mal blau machen und einen gelben Schein vom Arzt holen, einfach weil ich keine Lust auf Arbeiten habe. Das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Deswegen überlege ich mir gründlich ob ich zum Arzt gehe und wenn ja, was ich dann sage.

Aber ich habe auch schon festgestellt, dass mein Körper (oder mein Unterbewusstsein) ziemlich schlau ist. Wenn ich mir Zuviel zu Mute, mit Vollzeitarbeit, Kinder, Freunde, Haushalt, Hobbies und was mir sonst grad noch so einfällt, Erledigen zu müssen. Und das natürlich alles auf einmal und gleichzeitig, ich bin ja schließlich multitaskingfähig, ein richtiger "Troubleforster". - DANN werde ich krank.

Also nie mit Absicht, könnte ich gar nicht. Aber es scheint, als ob mein Körper dann die Reißleine zieht und sagt: "Gabi, so geht das nicht, du brauchst mal eine Pause und die verschreibe ich dir jetzt. Warum passt du nicht einfach ein bisschen besser auf dich auf und tust dir auch mal was Gutes. Mach doch mal selber Pause, kümmere dich nicht immer um andere, sondern jetzt bist du mal dran. Mach mal langsam und genieße den Augenblick, als immer nur Termine zu machen und zu überlegen, was du als nächstes machen möchtest äh musst."

Wird mein Leben mir Zuviel werde ich krank. Dann verschreibe ich mir, ein paar Tage Auszeit, wo ich mich gezwungenermaßen nur mit mir selber beschäftigen muss. Dann nehme ich mich mal wichtig, denn dann jammere ich und versinke in Selbstmitleid, dann dreht sich endlich mal alles nur um mich.

Und was mir auch auffällt, das Chaos. Chaos in der Wohnung, in meinem Kopf, in meinem Leben. Wenn ich krank bin, wünsche ich mir Einfachheit. Eine aufgeräumte Wohnung, keine Termine, keine Hektik, nur ich und die Bettdecke und auch kein Buch (und das ich als Leseratte). Einfachheit, was ist wirklich wichtig im Leben?

Natürlich, wer hätte das gedacht?, also ich nicht, werde ich schnell nach ein paar Tagen wieder gesund. Und mache leider genau da weiter wo ich aufgehört habe. Ich habe also nichts gelernt, mein Lebenskarussell, mein Lebensmuster, dreht sich weiter.

The Show Must go on....

Und das Fazit: mach doch mal ne Pause und gönn dir was! Überliste dich selber und sei mal schlauer als du selbst. Auf sich achten, Achtsamkeit. Mach mal Urlaub von dir selber! Also ich bin auf jeden Fall dabei, also gleich, ich muss nur noch schnell die Welt retten, aber dann kümmere ich mich um mich, versprochen!!!


Donnerstag, 8. September 2016

Hallo, wie geht es dir?



Diese einfache Frage hören wir wahrscheinlich mehrmals am Tag, aber so gleich die Fragen auch sein mögen, so unterschiedlich sind sie doch gemeint und so unterschiedlich fallen auch meine Antworten aus.

Am Montag im Büro, mein Chef: "Hallo, wie geht es dir? Wie war dein Wochenende?"

Ich: "alles gut, wir haben viel Zeit mit den Kindern verbracht."

            Am Montag im Büro, meine Zimmerkollegin: "Hallo, wie geht es dir?"

            Ich: "Ich bin müde, die Kinder waren am Wochenende krank."

Am Montag im Büro, mein einer Kollege, den ich zufällig auf dem Flur begegne, wir aber nicht wirklich Berührungspunkte miteinander haben: "Hallo, wie geht es dir? Wie war dein Wochenende?"

Ich: "Alles bestens, es könnte nicht besser sein. Und bei dir?" (Die Antwort ist hier übrigens auch: "alles gut." Warum sollte er auch etwas anderes sagen?)

            Am Montag, meine beste Freundin über Whatsapp: "Hallo, wie geht es dir? Wie war dein             Wochenende?"

            Ich: "die nächste Frage bitte."

Was würde mein Chef sagen, wenn ich ihm erzähle, wie mein Wochenende wirklich war? Dass die Kinder die ganze Zeit Erbrechen hatten und ich nachts kaum ein Auge zu gemacht habe, weil ich jeden Moment darauf gewartet habe, dass "es" wieder bei einem von beiden losgeht.

"Hallo, wie geht es dir?" ist eine Floskel. Kaum einer will eine wirkliche Antwort darauf haben. Man tut so, als ob man höflich ist, aber wirklich wissen, will man es nicht. Meine Freundin will es wissen, aber die hat selber soviel um die Ohren, da werde ich ihr garantiert nicht vorheulen, dass ich in manchen Momenten einfach nicht mehr weiß, aus welchen Gründen ich denn unbedingt Kinder haben wollte, und dann sogar noch 2.

Und ganz ehrlich, manchmal weiß ich auch gar keine Antwort auf die Frage: "Hallo, wie geht es dir?". Dazu müsste ich mir ja mal einen Moment Zeit nehmen und in mich reinhören.

Und dann ist da ja noch die Frage mit wem vergleiche ich mich? Im Vergleich zur alleinerziehenden mehrfach-Mama geht es mir bestimmt super. Ich habe einen tollen Ehemann, der mich zwar auch nicht immer versteht, aber dafür klare Anweisungen super versteht und toll im Haushalt mithilft. Aber im Vergleich zur "einfachen" (also nicht zweifachen) Mama, die Teilzeit arbeitet und die auch noch eine Putzfrau hat, geht es mir nicht so gut. Oder doch?

Man sollte mal versuchen, hinter die Fassade zu schauen. Denn selten ist alles so eitel Sonnenschein wie es aussieht. Die nach außen perfekte Familie steht manchmal vielleicht kurz vor der Scheidung und die Kinder, die immer hören und lieb sind, werden später Tyrannen.

Man sollte also versuchen sich nicht mit anderen zu vergleichen, denn man ist immer man selber und einzigartig und wunderbar in seiner Besonderheit. Jeder ist eine ganz besondere Person.

Mein Mann fragt immer: "bist du glücklich?" Ich finde das ist so eine wichtige Frage, auf die ich aber selten eine Antwort weiß. Wie definiert man glücklich? Glücklich jetzt oder in ein paar Minuten wenn ein langer Arbeitstag sich dem Ende neigt und die Kinder endlich im Bett sind. Oder bin ich glücklich, wenn ich zufrieden bin? Zufrieden bin ich z.B. nach einem (oder 2) Stück Schokolade, aber bin ich dann glücklich? Meine Waage ist es jedenfalls nicht.

Aber ich bin glücklich, wenn meine Kinder glücklich sind. Aber auch die haben schon ihre Mechanismen. Ich: "Kind 1: wie geht es dir? Tut dein Ohr noch weh?" (Wir haben grad eine akute Mittelohrentzündung mit Antibiotikabehandlung) Er: "gut und nein, mein Ohr tut nicht weh". Ich, als Mama denke ja, dass er das nur sagt, weil er seine Ruhe will. Was mich aber nicht daran hindert in 5 Minuten wieder nachzufragen. Denn es muss doch weh tun, denke ich mir, also frage ich noch mal nach und noch mal....

Denn wenn mir kalt ist, ziehe ich meinen Kindern was an und wenn mir warm ist, ziehe ich ihnen die Jacke aus. Und wenn ich mir vorstelle, wie weh mir meine Mittelohrentzündung damals tat, also das muss ihm doch wehtun. Ist es hier richtig, von sich auf andere zu schließen? Ich glaube, das ist der Mama-Instinkt. Denn Männer können (meist) nachts ruhig schlafen und hören nicht, wie sich der Nachwuchs im Zimmer nebenan übergibt. Ich glaube, das ist so ein Jäger- und Sammlerding. Die Männer mussten ausgeruht für die Mammutjagd sein und die Mütter dafür sorgen, dass die Kinder gesund blieben.

Ob die Neandertaler sich schon damals gegenseitig gefragt haben, wie es ihnen geht? Damals ging es ums Überleben und Gefühle waren wahrscheinlich nebensächlich. Heutzutage sind Gefühle im Job auch nicht gern gesehen. Man ist ganz Business-Mensch, denn man ist ja nicht beim Dating oder zu Hause, man ist auf der Arbeit. Da muss man professionell auftreten und funktionieren.

Deswegen hat die Antwort auf der Arbeit nach dem "Hallo, wie geht es dir?" Immer "gut" zu lauten. Sonst bist du nicht zu gebrauchen, sonst wirst du abserviert. Und da wir ja auf den Job angewiesen sind und dort auch meist viel mehr Zeit als zu Hause verbringen, ist es manchmal schwierig außerhalb des Jobs zu wissen, wie es einem wirklich geht.

Und wie geht es mir heute nun? Ich bin froh, dass dieser Tag rum ist, ich freue mich dass morgen ein neuer Tag ist und ich werde mich jetzt mit einem Stück Schokolade belohnen, dass der Artikel fertig ist. Und wie geht es dir so?


Donnerstag, 1. September 2016

Über Beruf und Berufung


Manche Leute haben einen Beruf und andere Leute haben eine Berufung. Die einen machen ihren Job, die anderen lieben ihren Job.
 

Bei der Geburt meines 1. Sohnes hatte eine Hebamme Dienst, die gefühlt uralt war und nach späteren Recherchen wohl noch aus dem Bestand der alten Nonnen kam, die vorher das Krankenhaus führten. Ich lag also mit meinem 1. Kind in den Wehen, durch andere Umstände, die ich vielleicht mal in einer anderen Geschichte thematisieren werde, ohne Geburtsvorbereitungskurs und ohne jegliches Wissen wie eine Geburt vor sich geht. Die Devise der alten verbitterten Hebamme war nur, ich solle mich nicht so anstellen, ich habe es schließlich so gewollt. O-Ton der guten Frau. Gott sei Dank, war dann Schichtwechsel und 30 Minuten später mein 1. Sohn auch da. Dank der supertollen, jungen und engagierten Hebamme, die dann Dienst hatte. Sie war ein Geschenk des Himmels und ich sage heute noch, wäre kein Schichtwechsel gewesen, hätte ich bei der alten Hebamme bis heute mein Kind noch nicht.

 
Auch später auf dem Zimmer, wenn Nachtschwester Ludmilla (ungelogen) Dienst hatte, traute man sich gar nicht zu klingeln oder irgendetwas zu fragen, weil man so Angst vor ihr hatte. Und dass mir jetzt der Name, der wundervollen lieben und freundlichen Krankenschwester nicht mehr einfällt, die das ganze Gegenteil von Ludmilla war, mag daran liegen, dass man sich an Schlechtes besser erinnern kann, als an Gutes.

 
So ist es ja auch mit Restaurantbesuchen, 1 negative Meinung zieht 10 neue negative Meinungen mit sich, da es immer wieder weiter und weiter erzählt wird (Mundpropaganda). Aber 1 gute Bewertung, schafft nicht 10 neue gute Bewertungen, sondern maximal 1.

 
So ist der Mensch, gemein und gehässig und getratscht wird doch, seien wir mal ehrlich, nicht über wie toll doch, das letzte Meeting war, sondern dass Kollegin A. Wieder mal soooo einen kurzen Rock an hatte oder der Kollege B. Verdächtige dunkle Augenringe hatte und wohl mal wieder eine Nacht durchgemacht hat.
 

Zurück zur Berufung. Ich liebe meinen Job, ich bin eine gute Sekretärin und strukturiere gerne Leute. Und irgendwie habe ich den inneren Anspruch es allen recht machen zu wollen. Ich mag es, wenn sich alle lieb haben, es keinen Streit gibt und jeder zufrieden ist. Aber das ist natürlich nicht immer möglich und es liegt nicht an mir! Das war ein langer Lernprozess und ich lerne es jeden Tag aufs Neue. Ich mag die Retterin des Tages von meinem Chef sein, die Mitarbeiter finden es aber weitaus weniger prickelnd, dass ich noch ein Meeting für 18 Uhr organisiert habe. Mein Chef ist glücklich, ich bin glücklich, dass mein Chef glücklich ist, aber die Mitarbeiter sind weniger glücklich.

 
Ich habe also meine Berufung gefunden und ich mag mich. Und ich bin gerne nett zu anderen Menschen und versuche sie glücklich zu machen. Aber die eigentliche Frage, die mich seit einiger Zeit umtreibt, ist die: werde ich für meine Nettigkeit bezahlt? Steht sowas in meiner Stellenbeschreibung?!
 

Die Frage kam auf, ob eine z.B. Weightwatchersgruppenleiterein nur nett zu mir ist, weil ich sie bezahle? Ist der Bäcker nur nett zu mir, weil ich ihn bezahle, weil ich sein Kunde bin und er durch mich sein Lohn und Brot verdient? Muss ein Stylist, den ich für eine Farbberatung bezahle, mich verändern wollen, weil das sein Auftrag war? Muss eine Seminarleiterin auf Teufel komm raus, Verbesserungsvorschläge finden, weil man in dem Seminar ist, um sich selbst zu finden?

 
Ich meine, die Frage wird sich bei mir (leider *grins*) nie stellen, ob mich meine Freunde nur wegen meines Geldes lieben? Aber ich stelle mir schon die Frage, kriege ich immer das, was ich kriege, weil ich dafür bezahle oder weil ich so bin wie ich bin?
 

Man sagt doch, wie man in den Wald hineinruft so schallt es heraus. Wenn ich also freundlich Brötchen bestelle, kriege ich auch "nett" Brötchen verkauft und wenn ich den Bäcker schroff Befehle erteile, aber doch auch oder?
 

Da ist glaube ich noch viel mehr. Sitte und Anstand. Der Satz: "aber das macht man doch nicht." "Das gehört sich nicht!"

 
Ich möchte gerne wertgeschätzt werden. So wie ich bin. Wie ich meinen Job tue und dass ich ihn tue. Man kann wohl nicht von allen geliebt werden, aber ich glaube mittlerweile möchte ich das auch gar nicht mehr. Ich möchte schließlich auch nicht alle Leute mögen, ich möchte das Recht haben, den unsympathisch zu finden, der es mir nun einmal ist, und auch auf dem 2. oder 3. oder 4. Blick / Kontakt.
 

Die goldene Regel der Ethiklehre besagt:
 

"Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

 
oder auch negativ formuliert:

 
"Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“
 

Diese Werte werden in Deutschland gelebt bzw. sollten es. Und wenn jeder seiner Berufung folgt und in seinem Job aufgeht, dann wird dies wohl automatisch geschehen. Denn auf die Einstellung kommt es an. Wenn ich mich jeden Morgen zur Arbeit quäle und mit Bauchschmerzen aufstehe, dann kann ich auch keinen guten Job machen. Eine liebe Kollegin sagte mal zu mir: "wenn du deinen Job liebst, dann ist es so, als ob du nie arbeiten müsstest, sondern jeden Tag Urlaub hast."

 
Okay, ganz so ist es vielleicht nicht, aber der Ansatz stimmt. Ich werde also weiterhin meine Brötchen ganz lieb und nett beim Bäcker meines Vertrauens kaufen. Und ich werde mich in der nächsten Woche mal mit dem Gedanken versuchen, dass andere nett zu mir sind, weil ich es bin, weil ich es verdient habe, weil jeder das bekommt, was er verdient. Denn der Ton macht die Musik. Auch wenn ich vielleicht für die Musik bezahle...

 
PS: der Gedanke, ich könnte mir nur nette Menschen in meinem Umfeld "erkaufen" und alle würden mir nach dem Mund reden, finde ich sehr gruselig.... Gut, dass ich nicht reich, berühmt oder Königin bin, sondern dass ich Freunde habe, die mir auch mal ganz ehrlich die Meinung sagen können. Und dürfen und sollen.
 

Und jetzt mal aus die Maus, Ende im Gelände, ich bin jetzt nett zu mir, weil ich es mir wert bin. Und es tut gut, dies mal schwarz auf weiß zu lesen. Probiert es doch auch einmal.
 

Und zum Schluss noch eine Frage:

 
„Und du bist?“

 
„Es wert!“