Donnerstag, 15. September 2016

Vom Männerschnupfen oder wenn es drauf ankommt


Wenn ich krank bin, bin ich krank. Und zwar so richtig. Ich kann dann mit jeder Männergrippe mithalten.

Ich bin wehleidig, zutiefst deprimiert und der felsenfesten Überzeugung nie den nächsten Tag zu erleben oder gar gesund zu werden. Ich bin dann gefangen in meiner Vakuumblase, gefangen in meinem Schmerz und meinen Mantra: "das wird nie wieder gut, das kann nie wieder gut werden."

Auf die Frage "wie geht es dir?" Werde ich im Krankheitsfall immer antworten: "ich glaube, ich muss sterben..." Das natürlich im flüsternden Ton mit kaum zu hörender ersterbender Stimme....

Ich bin dann natürlich nicht mehr in der Lage mein Leben eigenständig zu meistern, zu arbeiten oder gar den Haushalt zu schmeißen. Na gut, wenn es sein muss, schleppe ich mich natürlich zum Arzt, bringe die Kinder zur Kita, gehe einkaufen oder auch arbeiten, wenn Not am Mann ist. Aber nur wenn es sein muss, denn dann kann ich auch, wenn es drauf ankommt. Aber am liebsten gehöre ich ins Bett oder auf die Couch, abgeschirmt von der Welt.

Mein Mann sagt wahlweise: "aber dafür kann ich doch nichts." Oder auch "du hast auch immer wieder was anderes." Wenn er mich mal fragt, wie es mir dann geht.

Und das stimmt, irgendetwas tut mir immer weh. Aber ich bin jetzt nicht offensiv am Jammern, glaube ich. Ich habe halt das Übliche, da Kopfschmerzen, da Husten und Schnupfen, gern auch mal eine Mittelohrentzündung oder eine Mandelentzündung. Also nie etwas wirklich Ernstes und ich glaube, ich wäre auch eine echt schlechte Krebspatientin. Denn da braucht man ja Mut und Überlebenswillen, da kommt es auf die Einstellung an, die Krankheit besiegen zu können. Gut, wer weiß, vielleicht könnte ich das dann ja auch, wenn es drauf ankommt.

Bei den Geburten meiner Kinder war ich jedenfalls laut Aussage des 1. Arztes, "sehr souverän", sowas hätte er selten erlebt. Und beim 2. Kind war ich nur 15 Minuten im Kreissaal, weil ich viel zu spät die Hebamme angerufen hatte.

Warum? Zum Einen hatte ich die Vorstellung, das ist normal, da musst du jetzt durch, andere haben es auch überlebt und du schaffst das schon irgendwie. Und zum Anderen ist meine Vorstellung die Hebamme könnte sagen: "warum rufst du denn an, du hast doch gar nichts!" Ein Graus für mich. Ich gehe auch nur selten zum Arzt, nur wenn es wirklich sein muss, weil ich immer die Befürchtung habe, mein Arzt würde mir sagen, ich würde nur simulieren, ich hätte ja gar nichts und würde nur seine kostbare Zeit in Anspruch nehmen. Woher diese Angst, keine Ahnung, ich könnte nie einfach mal blau machen und einen gelben Schein vom Arzt holen, einfach weil ich keine Lust auf Arbeiten habe. Das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Deswegen überlege ich mir gründlich ob ich zum Arzt gehe und wenn ja, was ich dann sage.

Aber ich habe auch schon festgestellt, dass mein Körper (oder mein Unterbewusstsein) ziemlich schlau ist. Wenn ich mir Zuviel zu Mute, mit Vollzeitarbeit, Kinder, Freunde, Haushalt, Hobbies und was mir sonst grad noch so einfällt, Erledigen zu müssen. Und das natürlich alles auf einmal und gleichzeitig, ich bin ja schließlich multitaskingfähig, ein richtiger "Troubleforster". - DANN werde ich krank.

Also nie mit Absicht, könnte ich gar nicht. Aber es scheint, als ob mein Körper dann die Reißleine zieht und sagt: "Gabi, so geht das nicht, du brauchst mal eine Pause und die verschreibe ich dir jetzt. Warum passt du nicht einfach ein bisschen besser auf dich auf und tust dir auch mal was Gutes. Mach doch mal selber Pause, kümmere dich nicht immer um andere, sondern jetzt bist du mal dran. Mach mal langsam und genieße den Augenblick, als immer nur Termine zu machen und zu überlegen, was du als nächstes machen möchtest äh musst."

Wird mein Leben mir Zuviel werde ich krank. Dann verschreibe ich mir, ein paar Tage Auszeit, wo ich mich gezwungenermaßen nur mit mir selber beschäftigen muss. Dann nehme ich mich mal wichtig, denn dann jammere ich und versinke in Selbstmitleid, dann dreht sich endlich mal alles nur um mich.

Und was mir auch auffällt, das Chaos. Chaos in der Wohnung, in meinem Kopf, in meinem Leben. Wenn ich krank bin, wünsche ich mir Einfachheit. Eine aufgeräumte Wohnung, keine Termine, keine Hektik, nur ich und die Bettdecke und auch kein Buch (und das ich als Leseratte). Einfachheit, was ist wirklich wichtig im Leben?

Natürlich, wer hätte das gedacht?, also ich nicht, werde ich schnell nach ein paar Tagen wieder gesund. Und mache leider genau da weiter wo ich aufgehört habe. Ich habe also nichts gelernt, mein Lebenskarussell, mein Lebensmuster, dreht sich weiter.

The Show Must go on....

Und das Fazit: mach doch mal ne Pause und gönn dir was! Überliste dich selber und sei mal schlauer als du selbst. Auf sich achten, Achtsamkeit. Mach mal Urlaub von dir selber! Also ich bin auf jeden Fall dabei, also gleich, ich muss nur noch schnell die Welt retten, aber dann kümmere ich mich um mich, versprochen!!!


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