"Ist das wirklich deine Sichtweise, was du da jede Woche
schreibst?" frug mich eine Leserin. Ich: "Ja, das tue ich." Sie:
"Das ist aber sehr einseitig."
Ich habe drüber nachgedacht und ja, es ist so, ich bin einseitig,
nicht facettenreich, sondern ich denke in Schubladen, in Kategorien, für mich
gibt es nur schwarz oder weiß. Ganz oder gar nicht. Für mich ist das Glas immer
halb leer oder halb voll. Aber es gibt nie was dazwischen. Keine Grautöne.
Wenn ich krank bin, bin ich krank und zwar so richtig. (Siehe
auch mein Beitrag zur meiner einer Männergrippe) Wenn ich aufstehe, bin ich
entweder gut gelaunt oder schlecht gelaunt und das wird sich auch im Laufe des
Tages nicht ändern.
Ich behalte mir vor, erst mal alles Neue doof zu finden und neue
Menschen auch erst mal nicht zu mögen. Das Mögen und damit mein Vertrauen
müssen sie sich erst mal verdienen.
Bis jetzt bin ich damit ganz gut gefahren, obwohl ich
wahrscheinlich einiges auch dadurch verpasse. Was? Zum Beispiel
Grenzerfahrungen, neue Begegnungen oder Eindrücke. Ich bin jemand, der fährt
gerne immer zum selben Urlaubsort, ich mag ja nichts Neues, und beim
altbekannten Urlaubsort, da weiß ich was auf mich zu kommt, da kann ich planen.
Denn wenn ich in Schubladen denke, kann ich planen, dann ist mein
Leben messbar und planbar und halt auch kontrollierbar.
„Wer eine Sache am besten
kann, sollte das eine tun, was er kann.“ sagte Henry Ford
Und das sehe ich auch so und ich kann halt gut
schwarz-weiß-malen. Ja, ich kann auch bunt, aber dann ganz bunt.
Ich hasse Spontanität, denn "auch
Spontanität muss sorgfältig geplant werden." Am liebsten mit etwas
Vorlaufzeit. Ich mag keinen unangemeldeten Besuch, ich hasse es wenn der
Kindergarten anruft, "dass Kind 1 in die Legokiste gefallen ist. Das Kind
kann abgeholt werden, aber ich muss nicht, das darf ganz allein ich
entscheiden." Ja klar, melden macht frei und ich darf überlegen ob ich
mein krankes Kind trösten möchte oder lieber arbeite.
Als ob es da ein oder gibt. Ich glaube nicht, dass man ein
erfülltes Berufsleben und Kinder
wirklich unter einen Hut bringen kann. Es gibt so viele Teilzeitmuttis, die
aber auch nicht wirklich glücklich sind. Die einen müssen arbeiten, wegen des
Geldes, die anderen wollen arbeiten, aber in Wirklichkeit reißen sie sich
zwischen Kinder, Beruf und Haushalt auf und können in keinen dieser Bereiche
wirklich zufrieden bringende "Leistungen" erbringen.
"Leben ist das, was
passiert während du dabei bist andere Pläne zu machen."
Würde ich komplett aufhören zu arbeiten, wenn ich genug Geld
hätte? Würde ich mich rundherum nur um meine Kinder kümmern und wären die dann
glücklich? Wäre ich dann glücklich? Was prägt uns? Für mich als DDR-Kind ist es
normal, dass Kinder mit 1 Jahr in die Kinderkrippe gehen. Hier im Westen gibt
es Mütter und Eltern die jedes Mal doof gucken, wenn dein Kind bevor es 3 Jahre
alt ist in die Kita geht. Aber auch nur weil sie so erzogen wurden.
Ich finde es wichtig, dass meine Kinder auch eine arbeitende Mama
kennen, dass sie emanzipiert aufwachsen. Und dann können sie später selber
entscheiden ob ihre Frauen später arbeiten gehen dürfen oder hinter den Herd
gehören.
Warum bin ich wie ich bin? Kann ich nicht kochen, weil meine
Mutter es nicht mochte und mir auch somit nie wirklich beigebracht hat? Sind
wir deshalb ein bügelferner Haushalt, weil ich es nicht vorgelebt bekommen
habe?
Ist das so einfach? Bin ich deswegen immer nur schwarz oder weiß,
weil es als Kind für mich wichtig war? Man sieht mir meine Laune oder wenn mich
etwas bedrückt immer an. Schon früher wusste der ganze Schulbus nach 6 km, dass
ich eine 3 in Mathe hatte. Und das obwohl ich nicht wirklich mitteilsam bin.
Man sieht mir einfach an, wenn ich glücklich oder unglücklich.
Ich kann nur schwarz oder weiß, ganz oder gar nicht.
Ich mag keine halben Sachen, deshalb war dieser Artikel auch noch
nicht Donnerstag fertig, sondern erst Freitag. Ganz oder gar nicht. Und deshalb
habe ich auch so viele Termine und bin immer wieder am Planen und
Kontrollieren, denn mir graut es vor dem „gar nicht.“ Was passiert, wenn ich
mal nichts zu tun habe. Bin ich dann nicht mehr wichtig? Werde ich dann nicht
mehr gebraucht? Und deswegen werde ich mich jetzt wieder meinen To-Do-Listen zu
wenden um zu schauen, was ich als Vollzeitmama, Vollzeitarbeitnehmerin und
Vollzeitehefrau so als nächstes noch tun MUSS.
„Wo das Müssen beginnt, hört das
Fürchten auf.“ (Otto Eduard
Leopold Fürst von Bismarck)