Dienstag, 11. April 2017

Leeres Blatt oder wie sich mal ganz schnell das Thema selbst entscheidet



Ich sitze vor dem leeren Blatt, okay es ist kein Blatt mehr, so wie früher, sondern es ist der Bildschirm auf meinem iPad und der Cursor blinkt und starrt mich an. Er blinkt und ist ganz neu und frisch und bereit für ein neues Abenteuer.

Ob er schon weiß, was ich schreiben werde? Ist er schlauer als ich? Inzwischen füllt sich das Blatt mit ein paar Buchstaben. Die Buchstaben bilden Wörter und die Wörter bilden Sätze. Das finde ich total spannend.

Speed Dating

Während ich das hier schreibe, lese ich das natürlich mit und forme meine Gedanken in Sätze und schreibe diese dann auf. Eine Freundin von mir, war jetzt auf einem Seminar zu "Speed Reading", nicht zu verwechseln mit "Speed Dating".

Beim "Speed Dating" geht es darum, möglichst viele Aspekte und den 1. Eindruck miteinander zu verknüpfen, um zu entscheiden ob der Gegenüber zu mir passen könnte bzw. ob ich ihn interessant genug findet, um mich länger mit ihm zu beschäftigen und ob ich ihn gern wiedersehen möchte.

Hierbei ist anzumerken, dass Männer wohl immer von sich überzeugt sind und sich ziemlich sicher sind, dass die Mädels sie auch gut fanden und dass das 100%ig passt. Was aber selten der Fall ist. Ja, ich kenne auch jemanden, der mal auf einen "Mimik-Seminar" (Mimikresonanz) war.

Und so hat sich jetzt gerade das Thema für diesen Artikel selbst ergeben. Angedacht, in meinen Kopf, war eher so eine Idee von Wörtern und leeren Blättern und ungeschriebenes Blatt und wie man das mit dem Leben vergleichen kann. Aber das ist momentan nicht dran, wir sind also heute beim Thema Seminar.

Seminar

Es gibt wohl für alles und jedes Thema, sei es noch so abwegig, ein Seminar. So wie es wohl für alles und jedes eine Selbsthilfegruppe gibt. Wusstet ihr dass es auch eine Selbsthilfegruppe für anonyme Arbeitssüchtige gibt?

Ich war schon auf etlichen Seminaren. Laut Wikipedia ist ein Seminar, "... eine Lern- und Lehrveranstaltung, die dazu dient, Wissen in kleinen Gruppen interaktiv zu erwerben oder zu vertiefen."

Rückblick

Ich war erst letztes Wochenende zu einem Schminkkurs der Volkshochschule. Also es hieß natürlich nicht Schminkkurs sondern BUSINESS - GUT AUSSEHEN UND DAMIT AUCH GUT AUFTRETEN. Sehr interessant. Irgendwann möchte ich auch mal ein Seminar geben. Okay, was könnte das sein? Kindererziehung, vegetarische Ernährung, effektive Sekretariatsführung, Überleben im Alltag von Beruf und Kindern, Gärtnern für Anfänger, Bücher die man gelesen haben sollte oder lieber nicht lesen sollte ....

Was habe ich noch erlebt?

Ich war früher Grufty und Punk. Wahrscheinlich könnte ich ein eigenes Buch über die verschiedenen Sportarten schreiben, die ich schon ausprobiert habe. Oder was ich sonst noch alles so ausprobiert habe. Ich habe halt noch nicht das gefunden, was mir wirklich liegt oder wo ich mich wohlfühle.

Suche

Ich bin wahrscheinlich noch nicht bei mir selbst angekommen und deshalb immer und immer wieder auf der Suche. Auf der Suche nach mir selbst. Und mit jedem neuen Kurs und jede neue Erfahrung, erfahre ich ein kleines Puzzleteil mehr von mir. Vielleicht ergibt sich irgendwann ein großes Ganzes. Ganz im Hier und Jetzt leben, in mir selbst ruhen und dann noch zufrieden sein. Einfach glücklich sein. Das ist mein Ziel.

Weg

Aber vom Ziel zurück zum Weg. Ich habe schon einen Bauchtanzkurs besucht, war in Weightwatchsersgruppen, habe mich in Bootcamps draußen im Schlamm gewälzt, bin in einem Kletterkurs 20 m an einer Wand hochgeklettert. Und eine Kollegin hat mir gestern erzählt, dass sie Flugstunden nimmt. Jetzt überlege ich die ganze Zeit, ob das nicht auch was für mich wäre?

Glück

Ich glaube ich bin noch lange nicht angekommen. Es gibt noch so viel was ich gerne ausprobieren möchte. Ob ich irgendwo mal bleibe? Keine Ahnung. Momentan beschäftigt mich die Familienstammbaumrecherche auch. Natürlich weil ein lieber Kollege mich dazu inspiriert hat. Und während ich das hier schreibe, fällt mir auf, dass ich immer nur Dinge probiere, die andere toll finden. Dinge, die andere glücklich machen. Vielleicht in der Hoffnung, dass ich dann auch glücklich werde?! Das dieses Glück ein bisschen auf mich abfärbt?

Was natürlich totaler Quatsch ist. Eigentlich müsste ich Dinge machen, die MIR Freude machen.

Mhmmm, darüber muss ich jetzt erst mal nachdenken.

Okay, ich bin ein weißes leeres Blatt, wenn ich noch mal von vorne anfangen dürfte, was würde ich tun, was würde ich anders machen? Was würde MICH glücklich machen?


"Das Glück, kein Reiter wird's erjagen, es ist nicht dort und ist nicht hier. Lern überwinden, lern entsagen, und ungeahnt erblüht es dir." (Theodor Fontane)



Montag, 3. April 2017

Tappas mit guten Gedanken



Ich war auf einer Lesung. Auf einer Lesung von Gedichten und Sprüchen und Aussagen und Sinntexten. Mit irischer Begleitmusik auf einer Conzertina und irischen Liedern. Und das in einer spanischen Tappasbar.

Kultur im Keller.

Um es vorweg zu nehmen, es war gar nicht so schlecht. Die Atmosphäre war interessant und nach dem Essen fand ich die Musik auch gar nicht mehr so schlimm. Ich habe nicht alle Texte verstanden, aber das Essen war lecker.

Was vorher geschah

Als ich anrief um 2 Karten für mich und meine Freundin zu reservieren, meinte der Wirt mürrisch: "Oh mann, wir haben das Plakat noch gar nicht aufgehangen und es sind schon über 30 Reservierungen." Er grummelte weiter in sein Telefon und ich war sprachlos. Das ist doch sein Umsatz, er sollte sich doch eigentlich freuen. Wir einigten uns auf "na gut, ausnahmsweise reserviere ich Ihnen 2 Karten." Ich fühlte mich unerwünscht und lästig.

Der Anfang

Als wir dann wenige Tage später das Restaurant betraten, wurden wir mit "Sie wollen bestimmt zur Lesung" begrüßt. Okay, wir sehen also aus wie jemand, der zu einer Lesung möchte und anscheinend nicht wie der typische touristige Tappasbarbesucher.

Es ging in den Keller, Treppen um Treppen. Wir kamen in einen dunklen, muffigen Raum, viel zu überhitzt und klein und schlecht beleuchtet.

Die Bestellungen

Im Eintritt inbegriffen war ein Tappasteller, später als Naschteller deklariert. Auf die Frage: "normal oder vegetarisch" wollte meine Freundin wissen, was denn auf dem vegetarischen Teller drauf sei, die Antwort von der Wirtin "das weiß ich doch nicht."

Eine Bedienung, ein sehr junger Mann mit langer Schürze, darunter eine kurze Hose und Turnschuhe, fragte dann nach unseren Getränkewünschen. Meine Freundin wollte eine Maracujaschorle. Er: "was ist denn das? Was alkoholisches? Wir haben hier nur normale Sachen wie Apfelsaft, Orangensaft und Ananassaft." Okay, ich hörte hier zum ersten mal, dass es auch Ananassaft gibt, aber es war anscheinend "normal".

Auftritt des Wirtes

Als ER den Raum betrat, wusste ich sofort ER ist es. Ein sehr beleibter Herr betrat den Raum, zwängte sich trotz seiner Leibesfülle durch die engen Stuhlreihen und verteilte Brot und die leckerste Aioli, die ich je gegessen habe. Eine Dame neben uns wollte gern die Weinkarte haben. ER motzig: "wozu, was wollen Sie denn trinken. Das sind alles spanische Weine, die wir selber importieren, die Namen sagen Ihnen sowieso nix. Damit können Sie nichts anfangen. (Meine Anmerkungen: wozu hat man dann eine Karte?) Sie, etwas beleidigt, ich kann schon Etiketten lesen. Letztlich einigten sie sich auf ein Glas trockenen Rotwein. Als ER ihr das Glas dann später brachte und sie die Frage bejahte ob der Wein schmeckt, sagte ER: "ihr Gesicht hat aber gerade was ganz anderes gesagt." Sie sagte dazu nichts.

Die Zettel

Die Getränke wurden auf den Eintrittskarten vermerkt, da es in dem kleinen Raum aber so eng war, gab der Kellner immer einen Kugelschreiber durch und wir durften uns selbst aufschreiben, was wir bestellt hatten. Man könnte anmerken, dass nicht alles gebracht wurde, was man bestellt hatte, aber es kann auch sein, dass der Raum so klein ist, dass er einfach manche gesagte Worte verschluckt hat.

Das Essen

Mitten im Gedicht während wir alle gespannt lauschten, erschien der Wirt in der Tür, unterbrach das Gedicht und meinte: "wir wären dann mit dem Essen soweit." Das lasse ich mal unkommentiert hier stehen. Das Essen an sich, der "Naschteller" war der Hammer, total lecker und eigentlich nicht gerechtfertigt für den niedrigen Preis.

Auftritt SIE

Mitten in einem anderen Gedicht, nachdem wir die Pause beendet hatten, hatte die Wirtin ihren großen Auftritt. Sie unterbrach zögernd aber bestimmt und verlas ein Kennzeichen. Es traf unsere Musikerin, sie: "was ist mit meinem Auto?" SIE: "nichts, aber nun komm Kind, du hast nichts angestellt. Aber komm." Letztlich ist jemand auf ihr Auto raufgefahren, aber es ist nichts groß weiter passiert.

Die Stimme

Nachdem unsere Musikerin von ihrem kleinen Ausflug aus den Tiefen des urigen und wenn man erst mal drin ist, sehr gemütlichen, Kulturkellers wieder da war, sang sie wieder eines ihrer irischen Lieder. Ich muss schon sagen, dass ich am Anfang dachte, oh nein, bitte fange jetzt nicht an zu singen. Aber es war der Oberhammer, ich starrte (mein Ulrich (siehe Artikel von letzter Woche) wäre stolz auf mich, in die Flammen der Kerzenleuchter. Und ich war gedanklich sofort und total nach Irland versetzt. Es hätte mich wirklich nicht gewundert, wenn wir wirklich plötzlich in einen irischen Pub gewesen wären. Sie sang also einfach nur wundervoll und ich sah die grünen Hügel und fernen Weiten regelrecht vor mir. Auch das Spielen der Conzertina (eine Art kleines Akkordeon) war einfach nur grandios, selbst das "Klappern" mit 2 Löffeln war einfach ein einmaliges Erlebnis, was einen lange in Erinnerung bleibt.

Das Fazit

Es war ein toller und intensiver Abend. Es fühlte sich an wie die Aufnahme in einen geheimen Geheimclub. Und ich würde ihn jederzeit genauso wieder machen. Und ja, ich würde auch wieder in diese Tappasbar gehen. Die sind einfach authentisch, sie sind Leben.

Denn das Leben ist wie eine Tappasplatte, man weiß nie was man bekommt, ob es alles schmeckt und ob man es mag. Aber es ist immer wieder spannend und aufregend und meistens auch lecker ;o)




Freitag, 24. März 2017

Ich habe mit einer Rosine gesprochen oder warum wir im Hier und Jetzt leben sollten


Ich war letzten Sonntag auf einem Achtsamkeitsseminar.

Warum?

Achtsamkeit ist ja momentan in aller Munde und jetzt bin ich nicht so unbedingt der Trendsetter, der jeden neuen Hype mitmachen muss, aber ich probiere gern neue Sachen aus und ein Arbeitskollege, der schon so ein ähnliches Seminar besucht hat, ist immer die Ruhe selbst und mit sich selbst sichtbar im Reinen. Und das wollte ich auch mal probieren.

Setting

Ich betrete den Raum der VHS und mich erwartet ein Mann in den mittleren Jahren mit T-Shirt, Jogginghosen und Barfüßchen und Spitzbart. Ulrich. Ulrich ist unser Yogalehrer.

Die anderen

Teilnehmer wir sind nur 5 von angemeldeten 12, sind eher ein stilles Grüppchen. Eine Frau mit Dr.-Titel, ein Mann, der den Kurs von seiner Schwiegermutter geschenkt bekommen hat (was mir mehr Fragezeichen aufwirft als Antworten z.B. Warum ist nur er hier und nicht seine Frau oder seine Schwiegermutter und dass ich z.B. Ausrasten würde, wenn meine Schwiegermutter mir so etwas schenken würde) und 2 Freundinnen, wobei eine total offen für alles ist und die andere im starken Berliner Dialekt ihren Unmut und die Nichtwirksamkeit des Seminars schon im Vorfeld verkündet. Tja und ich.

Kurzer Fluchtgedanke

So weit so gut, als wir die Vorstellungsrunde beendet haben, alle im Schneidersitz auf unseren Turnmatten und Meditationskissen sitzend, möchte Ulrich einen "Auszeit-Engel" bestimmen. Dieser Engel soll die Schwingungen der Gruppe erfühlen und eine Pause verordnen, wenn die Energie im Raum nicht mehr stimmt. Es meldet sich niemand und ich bin kurz davor, meine Sachen zu packen und zu gehen. "Auszeit-Engel", also wirklich. Ich dachte wirklich, sowas gibt es nur im Fernsehen.

Die Übungen

Wir lernen den Bodyscan kennen, wo ich fast einschlafe und danach fix und fertig bin. Also wenn das Entspannung ist, dann ist Entspannung wohl doch nichts für mich.

Wir lernen Sequenzen, aus dem Yoga kennen, wo ich besonders das "Nachspüren" nach jeder Übung interessant fand. Wie fand mein Körper das jetzt, als ich das Bein nach links gestreckt hatte, wie fühlte es sich an? Wie fühlt es sich jetzt an? Manchmal waren sowohl mein Geist als auch mein Körper ratlos.

Und zu guter Letzt Mediation. Wir machen Atemübungen und eine Gehmeditation. (Wo Mrs. Berliner Dialekt sich nach 1 Minute wieder hinsetzt, während wir anderen von Ulrichs Stimme geführt durch den Raum bewusst und achtsam gehen, den Blick immer 1-1,5 m vor uns gerichtet.)

Interessant ist hier auch, dass wir zwar 5 Schüler waren, Ulrich uns aber immer mit „du“ redete. Also "du spürst jetzt, du atmest ganz ruhig ein usw." Ich fühlte mich immer irgendwie nicht angesprochen. Wir waren doch eine Gruppe und welches DU war jetzt ICH? Aber das wird jetzt zu philosophisch.

Die 3,2,1-Meditation, die mit Ebay wohl nichts zu tun hat, war auch nicht ganz meins. Man sollte sich erst auf 3, dann auf 2 und dann auf 1 Sache im Raum konzentrieren, die man hört und sieht. Also bewusst wahrnimmt. Da außer Ulrichs Stimme und das laute Atmen der Doktorin nichts zu hören war (dass die ganze Zeit nach der Mittagspause der Bauch der Frau Doktorin komische Geräusche machte, erzähle ich hier lieber nicht), war die Übung schwierig für mich.

Cranberry

Und was war jetzt eigentlich mit der Rosine mögt ihr euch fragen? Tja, das war Teil einer Essensmeditation. Wir durften uns jeder eine Nuss, Rosine oder Cranberry aus einer Tüte Studentenfutter nehmen. Und dann fühlten wir die Rosine und rochen an ihr und betrachteten sie mit Liebe. Als Ulrich dann aber meinte, jetzt halten wir die Rosine an unser Ohr. Konnte ich nicht mehr an mich halten und kringelte mich vor Lachen am Boden. - ich wurde ignoriert - Wir sollten jetzt hören, was die Rosine für Geräusche macht, wenn wir sie drücken oder quetschen. Mir schossen Gedanken durch den Kopf, wie "gleich fragen wir die Rosine wie es ihr geht und ob sie etwas dagegen hat, wenn wir sie gleich essen" oder "meine Rosine sagt mir gleich, dass sie eigentlich eine Cranberry ist und keine Rosine."

Es war herrlich. Letztlich durften wir sie mit den Lippen berühren und spüren und 1x raufbeißen und dann aufessen und mit der Zunge die Reste der Rosine ertasten. Oh man, die weiteren Details erspare ich euch.

Gefragt nach unserer Meinung, erzählte ich von meinen "abtrünnigen" Gedanken. Ulrich ganz cool: "und wo warst du gedanklich die letzten 30 Minuten?" Ich "ganz bei der Rosine". Ulrich: "Ziel erreicht." Und das verblüffte mich, denn er hatte recht. Ich hatte doch tatsächlich 30 Minuten mal keine Pläne gemacht und mich somit ganz im Hier und Jetzt befunden.

Fazit

Es war total abgefahren und eine völlig neue Erfahrung für mich. Normalerweise plane ich 110% meines Tages durch. Und sich dann einfach mal einen ganzen Sonntag nur mit sich selber und dann noch genau im Hier und Jetzt zu spüren und zu fühlen, ist etwas ganz Neues.

Ich werde wahrscheinlich noch eine ganze Weile bei dem Anblick einer Rosine in schallendes Gelächter ausbrechen. Aber genauso lange und oft hoffe ich doch, ab und zu mal innehalten zu können, sei es bewusstes Treppenlaufen (Ulrich) oder einfach mal ruhig und bewusst atmen und den Blick in die Ferne schweifen lassen.

Denn „Die Meisten verwechseln Dabeisein, mit Erleben.“ (Max Frisch)


Donnerstag, 16. März 2017

Warum ich nicht mehr schreibe oder warum aller Anfang schwer ist - und das immer wieder



Warum habe ich seit November nichts mehr geschrieben?

Tja, eine sehr gute Freundin würde sagen, okay analysieren wir die ganze Sache mal Schritt für Schritt:

*  sobald ich etwas aufschreibe ist es vergessen. Vergessen in dem Sinne, "aus den Augen, aus dem Sinn." Manchmal habe ich Artikel von mir gelesen und gedacht, "wow, das habe ich geschrieben?!" Ich müsste also mal eine Art Inhaltsverzeichnis machen, so stichpunktartig. Es ist nicht so, dass mich die Artikel oder die Themen, die darin abgehandelt wurden, nicht mehr beschäftigen würden. Es ist vielmehr so, dass ich, wenn ich mich damit beschäftigt habe, der Dreh- und Angelpunkt sich verlagert hat und ich wieder bereit bin für neue Sachen. Die Themen wandern also, wenn man meine Gedankenströme in meinem Kopf als Kreis betrachten würde, in den Rand, während ein neues Thema im Mittelpunkt steht.
*  Und ja, ich bin da wahrscheinlich, etwas männlich veranlagt, bei mir steht immer nur ein Thema im Mittelpunkt. Und über dieses eine Thema kann ich mich stundenlang aufregen oder es drehen und hin- und her wälzen. Es in allen möglichen Varianten von "was wäre wenn" durchspielen. Oft natürlich auch mit "hätte ich nur" oder "hätte ich doch nicht" oder "hätte ich nicht lieber so handeln sollen" oder "doch lieber so".
*  Letztlich vergebene Liebesmüh, denn wenn etwas vorbei ist, ist es vorbei und kann nicht mehr  geändert werden. Der richtige Schritt wäre, das einfach zu akzeptieren und das Beste aus der Situation zu machen. Aber soweit bin ich noch nicht, auch wenn ich es theoretisch weiß.
*  Apropos Situation, ich probiere neuerdings weniger Pläne zu machen, das heißt, ich versuche mehr im Hier und Jetzt zu Leben. Was für mich schwer ist, denn ich liebe Pläne. Das gibt mir Sicherheit, Kontrolle und Selbstvertrauen. Aber wir wissen alle, dass das Leben nicht planbar ist. Daher übe ich mich in Spontanität und auf mein Gefühl im Hier und Jetzt zu hören. Was brauche ich, was tut mir gut, ich versuche gut für mich zu sorgen.
*  Apropos gut für sich sorgen, ich habe seit Oktober auch viel an mir gearbeitet. Und wenn man nach 35 Jahren plötzlich anfängt, sich um sich selbst zu kümmern, statt immer nur um andere und versucht zu verstehen, warum man so fühlt, wie man sich gerade fühlt und einfach probiert glücklich zu sein, im Hier und Jetzt - dann ist das harte Arbeit. Dann hat man keine Lust mehr, sich donnerstags hinzusetzen und auch noch einen Artikel darüber zu schreiben, wie man sich gerade fühlt und warum das so ist. Denn das ist es ja, ich schreibe immer Artikel über Dinge, die mich gerade im Moment beschäftigen.
*  Also habe ich mir eine Auszeit genommen, eine Pause vor mir und meinen Gedanken.
*  Andererseits war das hier ja als eine Art öffentliches Tagebuch gedacht. Denn nach wie vor, liebe ich es zu schreiben, aber manchmal habe ich Angst, was am Ende rauskommen könnte. Und letztlich ist es so, dass ich mich seit Oktober den Themen genähert habe, die mich wirklich im Innersten beschäftigen, die mich und mein Wesen ausmachen. Aber ist das für die Öffentlichkeit bestimmt? Interessiert das überhaupt jemanden? Bzw. Ist es überhaupt für jemand anderen wichtig außer für mich?
*  Und apropos Öffentlichkeit, das war auch noch ein Hinderungsgrund. Wer einen öffentlichen Blog schreibt, braucht ein Impressum. Und das muss zu 100% stimmen, sonst kann jemand deine Gedanken klauen oder dich verklagen oder dich stalken oder was auch immer. Es ist also ein Zwiespalt, ich will schreiben, aber am liebsten möchte ich, dass es keiner liest. (Meine Angst -  vielleicht schon mal in einem Artikel erwähnt, keine Ahnung, ich habe ja noch kein Inhaltsverzeichnis - ist es einfach so aus dieser Welt zu verschwinden ohne Fußspuren hinterlassen zu haben) Ich möchte also auf der Bühne stehen und Applaus bekommen, aber ohne gesehen zu werden, um es mal bildlich auszudrücken. Das dies unmöglich ist, leuchtet sogar mir ein. *grins*
*  und dann noch dieser Druck, dieser "Like for Relike"-Stress in Facebook, diese Werbung in eigener Sache machen, damit man ganz viel Klicks bekommt. Dazu Statistiken, wer hat von wo und wie auf meine Seite geklickt. Das ist nicht wichtig für mich. Und dennoch ist es notwendig, wenn ich mich nur irgendwie in Richtung Bühne bewegen will.
*  Fassen wir also zusammen, ich stehe mir und meinen Träumen mal wieder selbst im Weg. Höchstwahrscheinlich wurde Rom nicht an einem Tag erbaut und auch noch nie ein Buch an einem Tag geschrieben. Also muss man einfach anfangen und das immer und immer wieder. Jeder Schritt ist ein Schritt. Und ein Schritt nach vorne kann nie ein Schritt zurück sein. In China gibt es dafür ein Sprichwort:

"Fürchte dich nicht vor dem langsamen Vorwärtsgehen, fürchte dich nur vor dem Stehenbleiben.“

Und in diesem Sinne, werde ich es versuchen, und das jeden Tag aufs Neue. Ich werde versuchen mir selbst treu zu bleiben, weil mir das wichtig ist. Aber trotzdem einfach anfangen, und ist der Schritt auch noch so klein. Es muss nicht gleich alles perfekt sein.

Denn der Weg ist das Ziel!