Donnerstag, 25. August 2016

Über Autos und Emanzipation



 Definition Emanzipation laut Duden:

1. Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit; Selbstständigkeit; Gleichstellung
2. rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung [der Frau mit dem Mann]

Also ich finde es natürlich gut, dass es die Emanzipation gibt, dass Frauen wählen und arbeiten und dass sie eine eigene Meinung haben dürfen und dass noch so vieles mehr für uns Frauen möglich ist, was vor etlichen Jahren noch undenkbar war. Ich glaube zwar, dass ich vor 100 Jahren auch eine ganze passable Ehefrau abgegeben hätte, aber so wie heute ist es mir schon lieber. *grins*

Ich bestehe auf Emanzipation, wenn es darum geht, Familienangelegenheiten zu entscheiden und zwar gemeinsam und gleichberechtigt. Ich bestehe auf mein Recht als Frau, wenn es um die Rettung der Wohnung vor gemeingefährlichen Spinnen geht, darum den Müll runterzubringen oder ein Loch in die Wand zu bohren.

Und jetzt werden einige Frauen (auch in meiner Familie) mit den Augen rollen: für mich ist ein Auto nur ein Auto. Emanzipation hin oder her.

Es ist schwarz oder weiß und fährt. Ich kenne keine Marken oder Typen und wenn mich jemand fragt, was ich für ein Auto habe, muss ich erst in den Fahrzeugschein schauen. Oder Fahrzeugbrief? Jedenfalls in das was idealerweise in der Handtasche und nicht hinter der Sonnenblende des Beifahrers "versteckt" ist.

Mein 4jähriger Sohn sagt zurzeit beim Autofahren immer: "Mama, es ist schwarz und es hat Räder. Welches Auto meine ich?" Die Antwort ist meistens: "das Auto das wir vor 3 Straßen vor uns links abbiegen sehen haben" oder so ähnlich. Ich fürchte mich vor der Zeit, wo er dann alle Marken und Typen und Sorten wissen will. Oder ich kann bei der Gelegenheit gleich alles mitlernen.

Ich fahre jedenfalls ein kleines türkises Stadtauto, dem man schon von Weitem ansieht: das ist ein Mamiauto und das, noch bevor man die beiden Kindersitze sieht. Und ja, ich parke auf Frauenparkplätzen und auch auf Eltern-Kind-Plätzen. (Letzteres auch, wenn ich meine Kinder nicht dabei habe) Anmerkung: mein Mann hatte letztens wohl in der Mittagspause mit seinen männlichen Kollegen das Thema, ob man als Mann, wenn man die Kinder dabei hat, auch auf einen Frauenparkplatz parken darf. Sie haben einstimmig beschlossen: JA. AHA. Nicht haha, obwohl es das vielleicht auch zutrifft.

Ich nutze also Frauenparkplätze und stehe dazu. Gleichzeitig finde ich Frauenparkplätze und auch z.B. Frauenquoten in Unternehmen diskriminierend. Ist das vereinbar? Ich glaube schon, wir Frauen sind ja manchmal etwas widersprüchlich. Aber so lange man sich dessen bewusst ist, ist das für mich in Ordnung. In manchen Lebenslagen sollte man sich ruhig die Rosinen rauspicken dürfen.

Apropos Rosinen, einige unter uns Frauen sind halt emanzipierter als andere. Da parke ich also letztens in der Tiefgarage unserer nicht allzu kleinen Stadt und bin tierisch stolz auf mich. 1. dass ich mich überhaupt mit dem Auto in die Innenstadt getraut habe, 2. dann noch in die Tiefgarage gefahren bin und dann 3. auch noch einigermaßen geparkt habe. Natürlich auf einen Frauenparkplatz, als ich von meinem Shoppingerlebnissen wiederkomme, sehe ich einen Zettel an meiner Scheibe kleben.

Schweißperlen auf meiner Stirn: "oh Gott, was ist passiert?"

"Hallo Unbekannte(R), das mit dem Parken üben wir dann aber noch mal oder? Beste Grüße die Frau von Nebenan ;o)"

Okay, ich finde ich habe ein Recht, in meiner Parklücke, innerhalb von meinen beiden Strichen zu parken wie ich möchte, ob gerade oder schräg oder vorwärts oder rückwärts, egal, Hauptsache ich bleibe innerhalb meiner Begrenzung. Dachte ich.

Andere sehen das wohl anders. Zumal ich auch nicht antworten konnte, denn ob das Auto neben mir, genau das gleiche war, wie 2 Stunden zuvor, sowas weiß ich doch nicht.

Interessant fand ich auch die Annahme meiner Nebenparkfrau, dass es sich eventuell um einen Mann gehandelt haben könnte?! AHA, ein Mann in einem türkisen Auto, der sich relativ schief auf einen Frauenparkplatz stellt. Mhmmm, glaube ich nicht, aber auch hier war meine Nebenparkfrau wohl sehr emanzipiert.

(Für die, die sich jetzt fragen, was sagt eigentlich der Gesetzgeber dazu? Laut Bußgeldkatalog, gibt es eine Strafe von 10€ für "nicht platzsparendes Parken". Dh. ich muss jeweils immer einen guten Meter vor und hinter mir Platz lassen, um anderen parkenden Fahrzeugen ein bequemes und sicheres Ein- und Ausparken gewährleisten zu können. Wenn man das Auto quer oder schräg parkt, muss "nur" ein ungefährer Seitenabstand von 70 cm eingehalten werden, damit das Einsteigen möglich ist. (Siehe bußgeld-info.de) Mit diesem neuen Wissen, eröffnen sich mir völlig neue Möglichkeiten *grins*)

Ich gebe also zu, dass ich eine Frau bin, dass ich gerne Auto fahre und den Komfort genieße schnell von A nach B zu gelangen, aber dass ich kein sonderliches Talent zum Parken habe. Dass mir jegliche Formen und Farben (und an dieser Stelle sei verraten, dass mein Mann alleine(!) das Auto ausgesucht hat, ich hätte mir nie ein so offensichtliches Frauenauto gekauft, Tarnung ist doch hier schließlich alles) egal sind, Hauptsache es fährt. Ich gebe auch zu, dass ich in besonderen Stressmomenten (z.B. Parken) die Musik leiser mache, weil ich sonst nicht rückwärts fahren kann und dass mein schlimmster Alptraum ist, dass die Bremsen versagen und ich irgendwo rauffahre. Ich gebe auch zu, dass ich die Motorhaube meines Autos noch nie offen hatte, dass ich bis vor kurzem meinen Mann noch tanken geschickt habe, da ich mich nicht getraut habe und dass ich keine Ahnung habe wo der Unterschied zwischen HU/AU oder TÜV oder Durchsicht liegt.

Aber zur Rettung der Frauen sei erwähnt, dass ich im Gegenzug zu meinen Mann, zum Beispiel, seit Führerscheinbesitz ohne Unfall oder Punkt in Flensburg bin. Und das seit immerhin 14 Jahren.

Ich mag Rosinen, nein eigentlich nicht, aber ich bin gern verheiratet, das macht vieles einfacher. Zusammen ist man weniger allein (und man hat im Zweifelsfall immer jemanden, der für einen das Autowaschen fährt, während man äh frau das Mittagessen kocht und die Kinder versorgt.)

In diesem Sinne bis nächstes Mal.

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