Donnerstag, 18. August 2016

Über Gedanken und Gedankenformen


Habt ihr euch schon mal gefragt, welche Formen eure Gedanken haben? Sind sie rund oder eckig oder schwarz-weiß oder farbig? Ist es eine Masse oder einzelne Fäden? Schwirren sie auf oder ab? Oder verkanten und verhaken sich? Sind sie im Fluss, fließen sie rückwärts oder vorwärts?

Meine Gedanken sind jedenfalls rund, sie drehen sich und wirbeln in meinem Kopf rum. Mal ganz schnell, mal ganz langsam. Besonders wenn man nichts zu tun hat oder eigentlich was dringendes erledigen sollte. Aber natürlich fallen einen immer dann wieder 1000 andere "wichtigere" Sachen ein, die man noch ganz schnell machen muss, bevor man sich endlich an DIE Sache setzen kann.

Einen Artikel für Donnerstag schreiben? Klar, mache ich gleich, ich muss nur noch schnell meinen Schreibtisch aufräumen. Oder die Post wegbringen. Oder Wäsche waschen. Oder den Backofen reinigen. Oder noch schnell die Mails checken. Oder ... So jetzt aber, ach eigentlich jetzt erst mal einen Kaffee und so ein bißchen Hunger ist da auch noch.

Und so findet man immer wieder Sachen, die im Moment wichtiger scheinen, obwohl sie es ja eigentlich nicht sind.

"Morgen vielleicht, denken wir jeden Tag und so vergeht das Leben" (Alba de Espedes)

Und am Ende des Tages frage ich mich immer, wo denn die Zeit geblieben ist. Irgendwie habe ich heute wieder nichts geschafft. Deswegen wäre ich gern Postbote oder so vom Beruf. Ich fand es schon immer faszinierend anderen Leute eine Freude zu machen. Und so würde ich vielen Menschen eine Freude machen und ihnen bunte Postkarten und Briefe ihrer Liebsten (nein keine Rechnungen) bringen und würde am Ende des Tages auch wissen, dass ich so und so viele Briefe abgeliefert und so und so viele Kilometer gelaufen bin. Ich hätte sichtbare Beweise, dass ich fleißig war.

Es geht wahrscheinlich darum, sich und seine Arbeit wichtig zu nehmen. Ich als Sekretärin, habe den ganzen Tag dann Termine verschoben, Sachen ausgedruckt, die dann wieder weggeschmissen wurden, Kaffee gekocht und "weltbewegende" Problemchen vom Chef gelöst. Trotzdem mag ich meinen Beruf. Ich liebe die Struktur und die Ordnung. Auch wenn es meistens nicht klappt. Aber hier ist wohl mal das Ziel der Weg. Viele die mich kennen, werden hier lachen. Ja, ich bin nicht die ordentlichste, und ja ich bin auch nicht die pünktlichste. Aber viel wichtiger ist doch, dass ich meinen Chef gut verplant habe und ER pünktlich in seinem Termin ist. Das was man gut kann, auf sich anzuwenden und sich selbst was Gutes zu tun, sind zwei verschiedene paar Schuhe.

Ich schiebe also immer alles auf den letzten Drücker, bekannt auch als "Aufschieberitis". Ach, noch eine halbe Stunde bis ich bei meiner Freundin sein muss, dann kann ich ja noch schnell dieses und jeniges erledigen. Ach, da muss ich noch nicht losfahren, sonst ist sie noch nicht da. Letztlich ist es immer dasselbe Spiel und ich komme immer zu spät.

Das ist selbstgemachter Stress. Klar, könnte ich den Artikel auch früher schreiben und nicht erst Donnerstagabend. Klar, könnte ich die Unterlagen für den Banktermin auch früher raussuchen, aber ich habe ja noch Zeit. Das mache ich dann gleich oder später.

Es ist also zum einen das nicht perfekte Selbstzeitmanagement und daraus selbstproduzierter Stress. Und auf der anderen Seite, hätte ich gern sichtbare Erfolge. Ich weiß noch nicht, wie daraus ein Artikel werden soll. Schließlich soll es ja um die Formen und Farben der Gedanken gehen. Getreu dem Motto:

"Was machst du?"
"Ich räume auf!"
"OK. Im Liegen?"
"Ich sortiere Gedanken nach Farben!"

Wenn ich also meine Gedanken sortiert kriege, dann könnte ich mich und meine Zeit auch besser managen und hätte den Kopf klarer? Und dadurch würde ich mehr schaffen und könnte mehr sichtbarere Erfolge schaffen?

Oder besser die Gedanken ausblenden? Oder verarbeiten? Oder mit Arbeit "überarbeiten"?
Viel zu tun haben, damit ich nicht denken muss? Es gibt ja auch Betriebe wo das Motto ist: "du sollst nicht denken, du sollst nur arbeiten." Von mir wird schon verlangt, dass ich mitdenke und das finde ich toll.

Ich darf also auf der Arbeit denken und mitdenken und meine Gedanken sind rund. Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, sondern ich bin einfach davon ausgegangen, dass die Gedanken, der anderen auch rund sind. So lange bunte Spiralen wie bei mir, die sich drehen.

Gut, von manchen Menschen, denke ich auch, dass sie nicht denken. Manche sind einfach dumm wie Toastbrot, und andere, die können glaube ich einfach nicht denken. Ich will jetzt nicht alle Menschen über einen Kamm scheren, aber ihr kennt bestimmt auch solche Typen. Und denen bin ich auch nicht böse, wenn man will, aber nicht kann, ist das wieder eine ganz andere Hausnummer.

Aber die Leute, die denken können und wollen und auch Freude daran haben, welche Farbe und Form haben deren Gedanken? Ich wäre nie auf den Gedanken (hach, ich liebe diese Wortspiele heute ;o) gekommen, dass deren Gedanken nicht rund sind. Sondern vielleicht eckig oder einfarbig. Ich sollte meinen Horizont erweitern und nicht immer von mich auf andere schließen.

In diesem Sinne, falls ihr diesen Artikel heute also geschafft habt, gratuliere ich euch, denn hier war heute ein wirres Gedankenmonster am Werk und ich möchte mit einem Zungenbrecher schließen. Und ich hoffe doch, euch trotzdem nächsten Donnerstag, mit hoffentlich klareren Gedanken, wieder zu lesen:

Wenn ich denke in Gedanken,
An das Denken der Gedanken,
Da fällt mir der Gedanke ein,
Dass das Denken der Gedanken,
Nur ein Denken der Gedanken wär.


1 Kommentar:

  1. Meine Gedanken sind eher eckig und kantik und sie ruckeln und haken. Sie laufen überhaupt nicht rund. Wären sie das, dann wären es keine Gedanken, die mich länger beschäftigen würden, weil einfach alles gut läuft.

    Klar laufen auch bei mir Gedanken in Endlosschleifen, die ich gerne einmal abschalten oder wenigstens rebooten würde, damit sie weniger Ecken und Kanten haben und dann auch wieder flüssiger und runder laufen und sich vielleicht in angenehmen Wellen laufen und sich nicht mehr verhaken und verkannten.

    Manchmal wäre es einfach schön, wenn einen die Gedanken nicht piesaken.

    Aber ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, dass es bei anderen anders aussieht. Herrlich was für unterschiedliche Vorstellungen und Bilder die Menschen von Abstrakten Vorgängen im Kopf haben.

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