Donnerstag, 28. Juli 2016

Wahrnehmung * Fremdwahrnehmung und Eigenwahrnehmung oder ich suche mir einen Liebhaber


Ich glaube jeder tut sich damit schwer, sich selbst zu beschreiben. Deshalb wird ja oft auch gern in Vorstellungsgesprächen gefragt, wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben und im Gegensatz dann dazu und wie würde Ihre Familie Sie beschreiben und das mit 3 möglichst knappen Begriffen bzw. Adjektiven.

 

Auch ich tue mich damit schwer und ich tue mich auch damit schwer, was andere von mir halten. Bzw. damit was ich meine, das andere von mir denken. Das rührt vielleicht daher, dass ich nicht unbedingt eine hohe Meinung von mir selber habe. Aber ich weiß, wie so oft im Leben, was ich nicht will, denn das ist meist einfacher, als zu wissen was man will.

 

So, möchte ich z.B. obwohl ich Mutter und Freundin und Ehefrau bin, nicht nur als solche wahrgenommen werden. Ich bin doch immer noch ich und möchte auch als Frau wahrgenommen werden.

 

Beispiel gefällig? Mein Mann und ich, reden uns nicht mit Vornamen oder Spitznamen an, sondern wenn wir in Gegenwart der Kinder miteinander reden, als "Mama" und "Papa". Papa kannst du mal bitte die Butter rübergeben, Mama kannst du mal den Tisch abwischen usw. Zu leicht reden wir auch so weiter, wenn die Kinder im Bett sind.

 

Dabei können wir dann doch eigentlich ganz normale Erwachsene sein und da möchte ich mich auch begehrt und sexy fühlen und halt als Frau wahrgenommen werden. In einer langen Beziehung schläft sowas natürlich allmählich ein und es schleicht sich der Alltagstrott ein. Und mir ist natürlich auch klar, dass es nicht so sein kann, wie am Anfang einer Beziehung wo alles noch rosarot ist, und aufregend, wo man sich noch mit ganz anderen Augen gesehen hat und kaum aus dem Bett rauskam.

 

Wenn man etliche Jahre zusammen ist und dann auch schon einiges gemeinsam erlebt hat, wie Krankheiten (z.B. Magen-Darm) oder auch Kinderkriegen, dadurch schlaflose Nächte und Ringe unter den Augen bis zum Mond, dann kann nicht alles sexy sein, was Mann oder Frau grad macht. Aber dennoch möchte ich mich begehrt und sexy fühlen. Dafür bin ich doch schließlich Frau.

 

Hängt also alles von mir und meiner Einstellung ab? Wenn ICH mich sexy fühle, bin ich das dann auch? Das würde zumindest erklären, warum man als Singlefrau keinen anständigen Mann findet. Sobald man allerdings in einer Beziehung ist, wird man plötzlich für andere Männer interessant und sie kommen aus ihren Löchern gekrochen. Man, also hier Frau, strahlt wohl nicht mehr dieses Verzweifelte aus. Oder es ist das Konkurrenzdenken, oh, andere finden sie toll, vielleicht ist sie ja wirklich toll und nicht nur der gute Kumpel?!

 

Denn die Kumpelthematik kenne ich nur zu gut. Schon früher war ich immer die Kumpeline, die die meistens immer männliche beste Freunde hatte. Ich war quasi einer von ihnen, ich hatte immer mehr männliche Freunde, als Freundinnen. Nie sahen die Jungs ein Mädchen in mir, sondern immer nur den Kumpeltyp.

 

Auch heute noch. In meiner Mittagspause gehe ich immer in einem Grüppchen zum Essen. Ich meist, die einzige Frau. Es hat natürlich alles auch seine Vorteile, so bin ich im Fußballsachen stets auf dem neuesten Stand, weiß wie die Männer so ticken und muss allerdings auch manchen derben Spruch einstecken, da sie vergessen, dass ich halt doch irgendwo eine Frau bin.

 

Und das bin ich. Es regnet in Strömen, aber die Herren der Schöpfung wollen unbedingt zurück zur Arbeit, statt abzuwarten. Alle haben Kapuzen mit oder Jacken, nur ich nicht. Alle flitzen und ich werde pitschepatschenass. Nicht so eine zierliche blonde Dame, aus einer anderen Gruppe, ihr wurde eine Jacke angeboten, so dass sie halbwegs trocken das Büro erreichte.

 

AHA.

 

Weiteres Beispiel? Heute wurde ich darauf reduziert, dass ich Mutter bin. Aha die Zweite, wenn man also Kinder hat, ist man aus dem Rennen? Dann ist man keine Frau mehr? Dann darf man nicht mehr mitreden? Aus meiner Mittagsgruppe weiß ich was eine MILF ist (Mother I Like to fuck). Es scheint sie also doch zu geben, diese Mütter, die so viel mehr sind. Z.B. Eine Heidi Klum.

 

Wir Normalomütter werden also weder von unseren Kollegen, noch von unseren Ehemännern als noch begehrenswerte Frauen wahrgenommen. Für die einen sind wir aus dem Rennen, da Vergeben und für die anderen sind wir sowieso immer da und "verfügbar".

 

Mein Mann sagte vor Jahren mal zu jemanden, der es mir dann brühwarm weitererzählte, warum soll ich mir noch Mühe geben? Ich bin bald verheiratet und habe Kinder, wozu dann noch?

 

Okay, mir fallen da 1000 Gründe ein. Aber da gehören in einer Beziehung ja auch immer zwei zu. Da müssen sich beide Mühe geben und nichts für gegeben hin nehmen, sondern kämpfen.

 

Aber es heißt ja auch, liebe dich selbst und es ist egal wen du heiratest. Und schon meine Oma wusste, es ist egal wen du nimmst, bleib mit ihm zusammen, denn auch wenn die anderen noch schöner oder einfacher scheinen, der Schein trügt, denn auch die haben ihre Macken. Und so brauchst du dich letztlich nicht scheiden lassen, weil du nur vom Regen in die Traufe kommst. So die Theorie meiner Oma.

 

Bin ich eine frustrierte Ehefrau in der Midlifecrisis? Kann schon sein, vielleicht suche ich mir demnächst einen Liebhaber. Aber den muss ich wahrscheinlich dafür bezahlen *grins*

 

Und das Fazit? Heute keines, man kann nicht immer kämpfen, manchmal sind wir Frauen zu stark, da haben die Männer Angst vor und manchmal sind wir zu gefühlsbetont und verweichlicht, so dass die Männer mit unseren Emotionen überfordert sind. Und wir doch eigentlich auch, manchmal, zumindest ein bisschen. Irgendwie.

1 Kommentar:

  1. Ich bin immer noch der Auffassung, dass es auch immer darauf ankommt, wie wohl man sich in seiner eigenen Haut fühlt. Dbei darf man aber nie vergessen, dass man nicht versucht, etwas oder jemand zu sein, der man nicht ist. Das geht nach hinten los. Solange man autentisch mit sich selbts umgeht, wird man dies immer auch nach außen ausstrahlen. Frage ist nur, ob das jedem gefällt oder nicht. Und mal ganz ehrlich, wichtig ist doch in erster Linie, dass man mit sich selbst zufrieden ist und klar kommt. Allen anderen kann man aus dem Weg gehen, sich selbst leider nicht.

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