Sonntag, 10. Juli 2016

Schneckenalarm oder wo zieht man die Grenzen

19. Juni 2016 Samstag Mittagspause - die Kinder schlafen, das Wetter ist grau und von Sommer immer noch keine Spur

Ich bin eine Schneckenmörderin oder wo zieht man die Grenze?

Gestern war ich nach einem kurzen Regenschauer im Garten. Oder sollte ich lieber sagen, ich habe die kurze Pause zwischen bei Regengüssen genutzt. Denn die Himbeeren und Erdbeeren wollten geerntet werden. Und ich kann nur sagen, es lohnt sich wirklich nach einem Regenschauer mal nach dem Rechtem im Garten zu sehen.

Denn: ich habe 54 (!) Schnecken gefangen.

 Dazu muss ich sagen, dass ich Vegetarierin bin, kurz vor dem Veganismus. Und auch schon all die letzten Jahre habe ich mich mit dem Schneckenproblem beschäftigt. Denn kann ich Tiere töten, nur weil mein Nutzen größer ist? Ich bin Vegetarier, "weil Tiere meine Freunde sind und ich meine Freunde nicht esse." So halte ich das seit über 20 Jahren (oh man bin ich alt geworden) und eine Schnecke ist nun mal auch ein Tier, wenn auch nur eine Schnecke.

Wo zieht man da die Grenze?

Die Schnecken essen meine Dahlien und Erdbeeren auf. Ich wäre ja für gerechtes Teilen, eine Erdbeere für mich und eine für die Schnecke. Mein Mann hält mich sowieso für bekloppt, weil ich mich damit so beschäftige. Er: wie lange willst du dich denn darüber noch aufregen. Ich: solange bis ich was Neues zum Aufregen finde.

Also, folgende Arten habe ich gefunden, wie man Schnecken los wird:

* einfangen und aussetzen (aber wie weit? Meine Oma hat immer die Igel im Stall gefangen und im Wald ausgesetzt, aber die kamen Tage später immer wieder oder auch mal nach einer Woche, je nachdem wie weit meine Oma geradelt war) und die Schnecken im Garten einfach über den Zaun zu den Nachbarn werfen, dass man das nicht macht, versteht sich von selbst

* die Schnecken mit Salz bestreuen, also das kommt definitiv nicht in Frage, das ist Tierquälerei

* ich fand ja, die Schnecken einzufangen und in das Gefrierfach zu legen, eine tolle Methode. Ich dachte mir, das ist doch der sanftere Tod im Vergleich zu Salz. Aber mein Mann war definitiv dagegen, er hat was gegen Schnecken in der Küche.

* die armen Schnecken mit der Gartenschere zerschneiden, oh Mann, das ist echt übel, aber wohl effektiv

* und dann natürlich irgendwelche chemische Elemente, die für mich aber nicht in Frage kommen.

Da stand ich nun gestern im Garten und fing erst mal an, die armen Dinger zu fangen. Mir war dabei sehr schlecht und sie taten mir echt leid.

Mir geht dann so was im Kopf rum: eine Menschin überfällt ein Schneckendorf. Terroranschlag in Schneckenhausen. So ähnlich würden die Schlagzeilen der Schneckenpost lauten, falls es Überlebende gibt. Ich zerstöre da Familien, reiße Väter von ihren Kindern weg. Der Vater, der vielleicht grad nur was zu essen holen wollte und gesagt hat: ich bin gleich wieder da Kinder. Und dann komme ich und aus die Maus. Mein Mann sagt grad, es gäbe keine männlichen und weiblichen Schnecken. Aha, auch wieder was dazu gelernt.

Mitleid mit Schnecken? Ja, absolut. Es sind doch auch nur Lebewesen, welches Recht habe ich, darüber zu bestimmen, wer leben darf und wer nicht. Nur weil ich Mensch bin? Na gut, das wird jetzt zu philosophisch. Das muss ich mit meinen Gewissen ausmachen.

Was habe ich also gestern gemacht? Ich habe alle eingesammelt. Die Schnecke, die es in der Zeit geschafft hatte, die Tüte hochzuklettern, durfte im Garten bleiben. Sie hatte es sich verdient. Und schließlich muss es ja jemanden geben, der die Story weitererzählen darf. Quasi als Bote.

Und dann? Dann habe ich die Tüte in den Biomüll getan und ein bisschen offen gelassen. Dann haben die Schnecken eine faire Chance rauszuklettern und haben gleich noch was zu essen. Krank, ich weiß.

Und was geht jetzt in meinem Kopf vor? Ich sehe wie die Schnecken sich zusammenrotten und in einer langen Schlange aufreihen und zu mir in die Wohnung kriechen. Ja, die ganzen 100 m, natürlich auf dem Gehweg und dann die Treppen hoch in den 2. Stock.

Und das Fazit? Vielleicht werden sich die Schnecken nicht zusammenrotten und einen Meuchelmord aus Rache an mir tätigen, aber sie würden bestimmt wenn sie könnten. Bzw. man sollte sich eine klare Realitätsgrenze setzen und Nutzen gegen Aufwand abschätzen.

3 Kommentare:

  1. Ich weiß - eigentlich sind Schnecken keine lustigen Tiere - aber ich habe Tränen gelacht.

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  2. Ich schleiche seit Tagen um meine Fruchtfliegenfalle in der Küche und mache mir gedanken, ob diese verflixten Biester mit Schnecken zu vergleichen sind. *grübel*

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  3. Schnecken sind deine Freunde.

    Wie wäre es mit Laufenten?

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